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Die Arbeit bremst
erst in Tschechien

Kabarettist Heinrich Pachl im Universum


Bünde (öse). Die Arbeit gibt Gas, hat gar einen Bleifuß - doch der Bremsweg ist lang, gestoppt wird erst in Polen oder Tschechien. Gewinnt die platte Wahrheit über Politik und Wirtschaft hier die Oberhand? Oder ist es besser, durch die etwas farbigere Brille der Satire zu sehen? Heinrich Pachl, Kabarettist aus Köln, nahm sein Publikum am Donnerstag im Universum vollends ein mit brillanter Redekunst und vortrefflicher Mimik.
Wenn es in der Politik brennt, sind zündende Pointen vonnöten. Namen sind zuweilen Schall und Rauch, jedoch wenn es gar »schrödert« oder »merkelt«, so kann man sich dem nicht entziehen. Heinrich Pachl runzelt die Stirn, gestikuliert mit einer Hand, um gleich darauf wieder mit einem Redeschwall seinen Unmut über »unhaltbare Zustände« selbst zu besänftigen.
Wer kann denn »Schwesterwelle« sein? Der Comedian knöpft sein gestepptes Jacket zu, streicht über seine Jeans, hat kurzfristig »seine Bühne« mit weiteren direkt-wahrhaften Äußerungen, setzt sich dann brav an den Tisch, um kurz ins Grübeln zu verfallen. Eine Anekdote über den amerikanischen Präsidenten käme ihm jetzt gerade in den Sinn.
Ein Mann in einer Putzkolonne auf Cape Canaveral wurde vom Präsidenten angesprochen, wie ihm denn seine Arbeit gefiele. »Ach, sehr gut, Mister President. Denn wissen Sie, ich arbeite hier, damit Leute wie Sie auf den Mond geschossen werden«. Laute Lacher aus dem Publikum umkreisen gleich einer »Rakete« diesen, wie der Kabarettist meint, doch bombigen Witz.
Daseinsprämie oder Existenshonorar müsste jeder erhalten, der es ablehne, überhaupt noch zu arbeiten. Heinrich Pachl schürzt seine Lippen, weiß um diese mit viel Ironie getränkte Ernsthaftigkeit, zieht dann kurz einen Bogen um das Thema, um kurz danach noch »ein Scheit« draufzulegen. Letztlich sei es so, dass die Mitarbeiter vom Arbeitsamt wohl Abschreckungskurse in Rhetorik belegt hätten.
»Bestell ich Bier in Teheran, schafft man dort mir Tee heran«, witzelt Pachl, nimmt dann die Politik im Nahen Osten auf's Korn. Dieser mit Nachdenklichkeit und Witz gepaarte Abend hätte viel mehr Zuhörer verdient. Der so großartige kabarettistische Einsatz wäre es wert gewesen.

Artikel vom 24.09.2005