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Brennerei zerfällt zu feinstem Schotter

Gewaltige Abbrucharbeiten auf König-Gelände: Firma Hagedorn schafft Platz für Wohngebiet

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die Zaungäste sind zahlreich. Am Hilterweg stehen sie vor den hohen Absperrgittern und sehen den Baggern auf dem alten König-Schlichte-Gelände zu. Beeindruckendes bietet sich ihnen dort seit Monaten: die Verwandlung der riesigen Brennereibauten in feinsten Schotter für den Straßenbau nämlich.

Wenn das Gütersloher Abbruchunternehmen Hagedorn Mitte Oktober mit seinen schweren Fahrzeugen und Gerätschaften abrückt, dann bleibt nur eine riesige 5,5 Hektar große ebene Fläche zurück. Doch zwischen dem einen, der letzthin häßlichen Industriebrache, und dem anderen, dem Areal, auf dem ein neues Wohngebiet wachsen kann, liegen ein enormer Kraftakt von Menschen und Maschinen, meterhohe Trümmerhalden und Schuttberge und ein ständiger Lkw-Verkehr beim Abtransport des Recycling-Schotters. Denn: Einfach plattmachen gilt heute nicht mehr. Der Abbruch von Gebäuden will fast ähnlich umfangreich geplant sein wie ihr Bau - mit Plänen und Konzepten zur Vorgehensweise, Genehmigungen und Gesprächen mit den Behörden und der Untersuchung auf Schadstoffe, die auf dem König-Gelände nur in geringem Maße vorkamen. Von zentraler Bedeutung bei jeder Maßnahme: die Verwertung der Trümmer.
Nicht zuletzt aus Umweltgründen. »Wir machen aus Abfall Wertstoffe«, sagt Thomas Hagedorn, Geschäftsführer des Gütersloher Unternehmens, das seit Ende Juni auf dem von der TVW Immobilien erworbenen König-Gelände tätig ist. Ziegel und Beton sind viel zu wertvoll, um sie einfach auf die Deponie zu werfen. »Mal davon abgesehen, dass Deponieraum irgendwann knapp wird, ist Natursteinschotter doch immer auch ein Stück, das erst aus einem Berg herausgesprengt werden muss und das man der Landschaft wegnimmt«, sagt er und erklärt weiter: »Heute haben wir die technischen Möglichkeiten, um guten und günstigen Recyclingschotter herzustellen.«
Das passiert an der Brockhagener Straße mittels einer riesigen Recyclinganlage (siehe dazu nebenstehenden Text). Erst vier, jetzt acht Bagger haben sich durch die Gebäude mit 80 000 Quadratmetern Grundfläche gefressen, dann 4000 Quadratmeter Pflaster und 18 000 Quadratmeter Asphalt weggewühlt und türmen nun den Untergrund, die Fundamente und Kanäle der alten Brennerei, zu Schutthalden auf, auf denen fein säuberlich sogenannte Störstoffe wie Holz, Dachpappen und Plastik sowie Bau-Mischabfälle von von Hochwertigem wie Steine und Beton. Letztere wandern dann in den großen Schlund der Recyclinganlage. 15 000 Tonnen Schotter sind auf diesem Wege schon entstanden, 25 000 bis 30 000 Tonnen werden bis zum Ende der Abbrucharbeiten noch dazukommen, schätzt Thomas Hagedorn.
Um die 40 schwere Lastzüge rollen täglich auf dem Gelände an, um die Schotterberge abzutransportieren. Das Material aus Steinhagen findet etwa in Marienfeld oder bei einem Firmenneubau im Borgholzhausener Gewerbegebiet gleich neue Verwendung . . .

Artikel vom 24.09.2005