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In jedem Bild ein Stück von sich

Bleistift, Öl oder Acryl: die Künstlerin Hannelore Wiedemann

Von Anna Klöpper (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Realistische Landschaftsgemälde in Scriptol und Ölkreide oder eine abstrakte Kombination von Farben und Formen: Hannelore Wiedemann will sich weder auf einen bestimmten Stil noch eine bestimmte Technik festlegen. Seit dreizehn Jahren malt die Bad Oeynhausener Künstlerin - nun ist sie soweit, dass sie über eine Ausstellung nachdenkt.

»Konkret ist aber noch nichts«, betont sie. »Da müsste erst einmal der passende Ort gefunden werden - doch wenn sich etwas ergeben würde, wäre ich dabei.« Die Ausstellung würde eine bunte Mischung aus Techniken und Stilen zeigen, die die 59-Jährige beherrscht. »Ich zeichne mit dem Bleistift, aber arbeite genauso gerne auch mit Ölkreide oder Acryl«, erzählt sie. Dabei sei es ein langer Weg vom leicht zu korrigierenden Bleistift zum schnell trocknenden Acryl. »Bei Acryl muss man wissen, was man will, ein Fehler ist später nur noch schwer wieder wettzumachen.«
Das technische Rüstzeug für ihre Arbeiten lernte Hannelore Wiedemann bei Michael Kramer in Löhne. »Vier Jahre bin ich regelmäßig einmal in der Woche zu seinen Kursen gegangen.« Das richtige Schraffieren, das passende Größenverhältnis der Gegenstände im Bild zueinander, Licht und Schatten malen: »Das sind Techniken, die man lernen muss«, sagt die Malerin.
Auch wenn die Künstlerin klassisch Ölkreide und Acryl bevorzugt, hat sie auch Spaß an unkonventionelleren Techniken, bei denen nicht unbedingt ein Pinsel nötig ist. »Hier habe ich zum Beispiel ein Dia geöffnet und auf das Zelluloid Watte, Asche und Farbe gegeben. Projiziert man dann das Bild an eine Wand, verlaufen durch die Wärme des Projektors die Zusätze auf dem Zelluloid. Das Ergebnis habe ich einfach abfotografiert«, erklärt sie. Was sich ganz abenteuerlich anhört, ergibt dann tatsächlich eine kunstvoll-abstrakte Komposition aus Farben und Formen.
Ihr Liebling unter den vielen gerahmten Schätzen an den Wänden sei aber ihr erstes Bild, das sie mit Ölkreide gemalt habe. »Das war 1992«, erinnert sie sich. »Du und Ich« sei das Bild betitelt, das zwei Muscheln am Strand zeigt: »Die eine ist leicht geöffnet und erzählt, die andere Muschel hört zu«, beschreibt Hannelore Wiedemann das Bild, das kurz nach einem persönlichen Schicksalsschlag entstand. »Dadurch bin ich überhaupt erst zur Malerei gekommen«, erinnert sie sich. Hannelore Wiedemann blieb bei der Kunst, aber Geld verdienen wolle sie mit ihren Bildern nicht: »Ich hänge an meinen Arbeiten, denn in jedem Bild steckt irgendwo auch ein Stück von mir selbst.« Wie lange es jeweils dauert, bis sie den Pinsel bei einem Bild zur Seite legt, sei ganz unterschiedlich: »Ein einfaches Motiv ist auch schon mal in zwei Stunden fertig. Aber es kommt auch darauf an, in welcher Stimmung zum Malen man gerade ist«, beschreibt sie.
Bei der Ideenfindung setzt sich die Hobbykünstlerin nicht unter Druck: »Entweder die Einfälle kommen - oder eben nicht«, meint sie. »Meistens kommen mir die Ideen aber, wenn ich mit meinen Hunden unterwegs in der Natur bin.« Zurzeit arbeitet die Malerin gerade an einem Bild eines alten Schuppens in Ölkreide, das schon recht fertiggestellt aussieht. »Mit der Tiefe im Bild bin ich allerdings noch nicht einverstanden, da muss ich noch mal was ändern«, meint sie selbstkritisch über das vorläufige Ergebnis auf der Staffelei in ihrem Wohnzimmer.

Artikel vom 06.10.2005