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»Fünf Jahrzehnte meisterliche
Arbeit mit dem Werkstoff Holz«

Erich Spieker aus Herstelle von der Tischler-Innung geehrt

Von Herbert Sobireg
Herstelle (WB). Dank und Anerkennung für ein halbes Jahrhundert meisterliche Arbeit mit dem Werkstoff Holz sprach Heinrich Schwarze, Obermeister der Tischler-Innung Höxter-Warburg, jetzt Erich Spieker in Herstelle aus und überreichte ihm im Beisein von dessen Familie und dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Ludgerus Niklas, den goldenen Meisterbrief.

»In den 1950er Jahren gab es nur wenige Maschinen in einer Tischlerei, die gute alte Bügelsäge stand im Mittelpunkt, wenn Holz in reiner Handarbeit abgelängt oder zugeschnitten werden musste. Damals, am 22. September 1955, legte Erich Spieker vor der Handwerkskammer in Bielefeld seine Meisterprüfung im Tischlerhandwerk ab«, meinte der Obermeister in seiner Laudatio, während Erich Spieker den gerade entgegen genommenen goldenen Meisterbrief voller Stolz, aber trotzdem mit etwas Wehmut, mit dem vor inzwischen fünf Jahrzehnten erhaltenen Meisterbrief verglich und sich an eine sehr alte Anekdote erinnerte.
Kurz vor seiner Meisterprüfung hatte Erich Spieker 1955 die erste Bundesgartenschau in Kassel besucht, sich dort an einem Gewinnspiel beteiligt und zu seiner großen Freude eine Fahrkarte der deutschen Bundesbahn gewonnen. Diese gewonnene Fahrkarte nutzte er für seine Fahrt zur Meisterprüfung nach Bielefeld.
In seiner Laudatio ging Obermeister Schwarze auch auf das stets gute Klima im Unternehmen Spieker ein, würdigte das immer sehr offene Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeitern ein. Bestes Beispiel sei Altgeselle Johannes Hagemann, der mehr als 30 Jahre in der Firma Spieker gearbeitet hat und eigens zur Überreichung des goldenen Meisterbriefes an »seinen Chef« zur Feierstunde gekommen sei.
Seine Ausbildung als Tischler absolvierte Erich Spieker von 1944 bis 1947 im elterlichen Betrieb in Herstelle. Sein erstes Gesellenjahr führte ihn nach Maria Laach in der Eifel. Damals bestand zwischen beiden Orten schon eine Verbindung zwischen der Ortschaft in der Eifel. Im ersten Gesellenjahr Spiekers in der Eifel wurde in der Klostertischlerei Maria Laach eine Tür gefertigt, durch die man im Hersteller Kloster von der Gästekapelle zum Priesterhaus geht. Erich Spieker baute diese Tür damals im Hersteller Kloster ein. Nach Erkrankung seines Vaters im Jahre 1953 führte Erich Spieker den elterlichen Betrieb im Weserdorf selbständig. Unter beschwerten Bedingungen besuchte er in der Folgezeit den Meisterkursus in Höxter, zur Fachtheorie musste er nach Paderborn und schloss den Kursus schließlich mit der Meisterprüfung ab.
Inzwischen führt Sohn Clemens, der 1990 in den elterlichen Betrieb einstieg, das Unternehmen im Weserdorf in vierter Generation. Doch Senior Erich Spieker steht seinem Sohn stets mit Rat und Tat zur Seite, so dass die junge Generation noch hundertprozentig von der Erfahrung des »goldenen Meisters« profitieren kann.
Der Jubilar hat inzwischen seinen Beruf zum Hobby gemacht. Unter seinen fachkundigen Händen entstehen aus Abfallstücken von Treppenstufen viele kleine Kunstwerke aus Holz, die er gerne verschenkt.

Artikel vom 24.09.2005