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»Höxter hat Illusion verloren«

Dank- und Bittgottesdienst gestern unter großer Anteilnahme der Bevölkerung

Von Frank Spiegel
Höxter (WB). »Eigentlich kann mein Leben zu jeder Zeit an jedem Ort bedroht sein« -Êder evangelische Pfarrer Dieter Maletz brachte am Freitagabend beim Gedenk- und Bittgottesdienst in der Nikolaikirche die Erkenntnis auf den Punkt, die viele Menschen nach der Explosion gewonnen haben.

»Die Menschen haben eine Illusion verloren«, so der Geistliche: »Höxter als der Ort, wo alles ein bisschen beschaulicher zugeht -Ê aber auch da ist möglich, was man sonst nur aus den Nachrichten, aus der Ferne kennt.« Erst nach und nach werde auch vielen Menschen bewusst, dass das Unglück noch viel schrecklichere Ausmaße hätte annehmen können.
Halt biete für vielen Menschen in dieser Situation der Glaube. Halt biete aber auch die Erfahrung von Solidarität, von Mitgefühl und spontaner Hilfe -Êohne viel zu fragen.
Geistliche der katholischen und evangelischen Kirche, der koptischen Kirche und der Baptistengemeinde aus Höxter setzten am Freitagabend gemeinsam mit großen Teilen der Bevölkerung anstelle des sonst üblichen Bierfassanstichs zum Huxori-Markt ein Zeichen, dass sie nicht zur Normalität übergehen (Bericht folgt).
Zeichen der Anteilnahme mit den beiden unschuldigen Todesopfern der Explosion finden sich auch in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes: Menschen haben dort Blumen in den Absperrzaun geflochten und Kerzen aufgestellt.
Auch Höxteraner Geschäftsleute setzen auf ihre Weise Zeichen: »Wir haben Menschen gesehen, die vor Schmerzen schrien. Wir haben Menschen gesprochen, die viel verloren haben. Wir haben Menschen getroffen, die unter Schock standen, wie wir selbst auch. Jetzt zu feiern ist uns unmöglich«, ist im Schaufenster von Optik Kruse zu lesen. Nebenan war am Montag das Wohn- und Geschäftshaus explodierte.

Artikel vom 24.09.2005