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Schandfleck und Lustrolle

Mittelalterlicher Markt bis Sonntag auf dem Kolbeplatz

Gütersloh (rec). Das Tupperwarenzelt zählt nicht mit zum Mittelalter-Markt auf dem Kolbeplatz. Der Schlemmerpavillon und der bunte Klümpchenstand gegenüber auch nicht. Doch dahinter öffnet sich eine zauberhafte, geheimnisvolle Welt.

Auf dem Weg zum Stadtmuseum riecht die Luft anders. Räucherkerzen dampfen gegen den Duft frisch gebackenen Brotes an. Die Luft klingt auch anders. Melodien mit hellen Flöten und Schallmeien tönen zwischen Klingenthal, Eisdiele, »Bar Celona« und der Museumsmauer. Die Stände hier sind allesamt aus Holz, manche bieten ihre Waren in Zelten an. Die Händler tragen seltsame Gewänder und Kappen. Sie wollen keinen Euro für ihre Produkte, sondern Taler.
Warum durften diese Händler nicht mitten auf den Kolbeplatz? »Für die Anwesenheit dieser Händler müssen wir bezahlen. Im Gegensatz dazu bekommen wir von den Händlern auf dem Kolbeplatz Geld. Ohne die Händler vom Kolbeplatz gäbe es keinen Mittelalter-Markt am Stadtmuseum«, erläutert Michaelis-Wochen-Organisator Detlef Fuhrmann die ökonomischen Zusammenhänge des 21. Jahrhunderts. »Prima«, sagt Renate Horsmann dazu, die Vorsitzende des Gütersloher Heimatvereins, »das Ambiente auf dem Hof des Stadtmuseums ist doch fantastisch. So ein Markt kann sich hier von mir aus gerne etablieren.«
Wer eine Wildschwein-Bratwurst probiert, einen »Schandfleck« und eine »Lustrolle« gekostet hat, der sollte sich Zeit für die verschiedenen Stände nehmen. Für die Spielsachen von Michael Möschner zum Beispiel. Tochter Anne lädt gerne zu einer Partie »Quadrupel« ein, der Mittelalter-Version von »Vier gewinnt«. Frank Tünte erläutert am Stand von »Byzanz« mittelalterliche Kampftechniken mit mächtigen Schwertern. Sein Zelt hat er nach Vorlagen aus mittelalterlichen Gedichten zusammengesteckt. Und Hans Jürgen Ruhnau lädt gerne auf einen Probierschluck Met unter sein Dach. Natürlich aus einem mittelalterlichen Trinkhorn.

Artikel vom 24.09.2005