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»Das A und O sind die Menschen«

Die Umzugskartons sind gepackt - Pastor Hubert Werning nimmt nach drei Jahren Abschied

Von Manfred Köhler
Verl (WB). »Es war eine schöne Zeit, das Miteinander in der Gemeinde hat mir sehr gut gefallen.« Begeistert blickt Pastor Hubert Werning auf seine drei Verler Jahre zurück. Die Umzugskartons sind gepackt, im Haus an der Bürmannstraße herrscht Abschiedsstimmung. Mit Wehmut aber auch mit Aufbruchstimmung erlebt der 38-jährige Geistliche die letzten Tage in Verl.

Ständig klingelt das Telefon, ein Termin löst den nächsten ab und immer wieder wird der beliebte Pastor von Menschen auf der Straße angesprochen, die ihr Bedauern über seinen Weggang ausdrücken und ihm alles Gute wünschen. Die Abschiedszeit zeigt wie in einem Vergrößerungsglas, wo Hubert Werning steht: Immer ganz nahe am Menschen. »Das ist mir auch das Wichtigste«, betont er, und das will er auch an der künftigen Wirkungsstätte in Dortmund nicht missen, wo ihn die gesamte Aufgabenlast und Verantwortung für zwei Gemeinden und den gesamten Pastoralverbund treffen wird.
Hubert Werning wird nämlich Pfarrer der 4600-Seelen-Gemeinde St. Remigius in Mengede und der Gemeinde Mariä Heimsuchung (5100 Katholiken) in Dortmund-Bodelschwingh. Außerdem gehört zu dem Pastoralverbund noch St. Joseph (2300 Gemeindemitglieder) in Dortmund-Nette, die einen eigenen Pfarrer hat. »Der Pastoralverbund ist dort erst vor kurzem eingerichtet worden«, erzählt Pastor Werning und meint: »Ich freue mich schon darauf, meinen priesterlichen Erfahrungsschatz und meine Erfahrungen aus dem Pastoralverbund mitnehmen und dort einbringen zu können.«
Aber der gebürtige Salzkottener hat noch eine Menge mehr Erfahrungen im Gepäck, denn vor seiner Priesterlaufbahn hat Hubert Werning eine ganz andere Karriere hinter sich gebracht: Er war Bankkaufmann und hat es nach seiner Ausbildung bei der Deutschen Bank zum Fachangestellten für internationale Bankgeschäfte bei der Bundesbank in Frankfurt gebracht. »Diese Zeit möchte ich nicht missen und ich pflege heute noch den Kontakt zu den Kollegen von damals«, erzählt er. Der Weggang sei ihm auch nicht leicht gefallen. Aber nach dem Abitur auf dem Abendgymnasium in Frankfurt habe sich schließlich doch seine Freude an der kirchlichen Arbeit durchgesetzt. »Ich war immer meiner Gemeinde verbunden geblieben, habe als Messdiener, Lektor und Küster gedient und einen Priester zum Vorbild gehabt, der andere Menschen begeistern konnte«, erinnert er sich. »Ich möchte die schöne Zeit bei der Bank nicht missen, aber die Entscheidung war richtig«, sagt er, »man kann einfach viel Gutes tun«. Nach einem Vorkurs in Paderborn war Hubert Werning damals Feuer und Flamme: »Es war so wie es nicht besser hätte sein können«, erinnert er sich.
Und so stürzte er sich ins Studium der Theologie - in Paderborn und in Paris. Er durchlief das Priesterseminar und machte als Vikar in Wickede an der Ruhr seine ersten Schritte als Seelsorger, bevor er 2002 nach Verl kam. »Ich wusste vorher nur, dass Verl irgendwo in der Nähe von Kaunitz sein musste und hatte hier keinerlei Kontakte«, blickt er zurück. Doch das änderte sich schnell. »Die Verler sind äußerst gastfreundlich. Ich habe viele Menschen kennen gelernt und sie geistlich sowie in der Gremienarbeit begleitet, und ich muss sagen: Wir sind immer gut miteinander ausgekommen.« Von der Zusammenarbeit zeigt er sich beeindruckt: »Mit den ehrenamtlichen Aufgaben klappt das hier wirklich vorbildlich.«
Vor allem der Kontakt zur Jugend aber auch zu den älteren Menschen und zu Kranken ist Hubert Werning wichtig. Mit jungen Menschen in Diskotheken ist er ebenso zu finden wie am Krankenbett. Und es war ihm eine Herzenssache vor seinem Weggehen nochmal alle Älteren und Kranken zu besuchen. »Das A und O ist der Kontakt zu den Menschen, das wird auch in Dortmund trotz Verwaltungsaufgaben so sein. Schließlich kann man Arbeit auch an kompetente Gemeindemitglieder delegieren«, meint er.

Artikel vom 24.09.2005