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Mit gemischten Gefühlen

London nach den Anschlägen - Schülern fallen Veränderungen auf

Von Malte Samtenschnieder
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Inwieweit hat sich London von den Terroranschlägen auf Busse und U-Bahnen Anfang Juli erholt?« Dieser Frage spürte die Schloß Holte-Stukenbrockerin Luisa Brünger jetzt bei einer Stippvisite in der britischen Hauptstadt nach. Ihre bisweilen »gemischten Gefühle« während der Fünf-Tage-Reise beschreibt die 18-Jährige dem WESTFALEN-BLATT.

»Als ich im Fernsehen von den Anschlägen in London erfahren habe, war ich schockiert«, erinnert sich Luisa Brünger. Zu diesem Zeitpunkt sei ihre Reise ins Vereinigte Königreich bereits fest gebucht gewesen. Und nicht nur ihre. »Wir wollten ja mit dem gesamten Englisch-Leistungskurs dorthin fahren«, sagt die Abiturientin. Für sie und 14 weitere Schüler des Jahrgangs 13 der Sennestädter Hans-Ehrenberg-Schule sollte der Trip nach London die Abschlussfahrt sein.
»Natürlich waren wir alle verunsichert, ob wir unsere Reise unter den neuen Umständen noch antreten konnten«, so Luisa Brünger. Bis sie und ihre Mitfahrer jedoch eine Entscheidung hätten treffen können, seien mehrere Wochen vergangen, da sich die Anschläge kurz nach Beginn der Sommerferien ereignet hatten. »Im Prinzip war das unser Glück«, sagt Luisa Brünger. Nach Ferienende Mitte August hatte sich die Situation nämlich soweit beruhigt gehabt, dass die Gruppe nach intensiven Gesprächen bei den ursprünglichen Plänen geblieben sei.
»Dass unser Hinflug ausgerechnet am 11. September stattfand - auf den Tag genau vier Jahre nach den Terroranschlägen in New York - versuchten wir, möglichst gelassen zu nehmen«, so Luisa Brünger. Nach gründlichen Überprüfungen beim Einchecken auf dem Flugplatz Paderborn habe sie sich im Flugzeug sicher gefühlt. Auch das Ausflugsprogramm in London habe sie recht unbeschwert genossen. »Auffällig war das im Vergleich zu Deutschland deutlich höhere Polizeiaufgebot in den Straßen«, berichtet die 18-Jährige. Insbesondere Regierungsgebäude, etwa das Wohnhaus des Premierministers an der »Downing Street No. 10«, seien durch Bewaffnete geschützt gewesen. Zudem seien viele Straßenfeger mit mobilen Müllbehältern unterwegs gewesen, da wohl, um Verstecke für Bomben zu vermeiden, nahezu sämtliche stationäre Papierkörbe aus deym Stadtbild verschwunden seien.
»In der U-Bahn gab es immer Durchsagen, dass die Passagiere verdächtige Vorgänge sofort dem Sicherheitspersonal melden sollten«, so die Abiturientin. Als kurz vor der Heimreise für einige Momente ein herrenloser Rucksack neben ihr gestanden habe, sei sie etwas nervös geworden. Luisa Brünger: »Man wird empfindlicher. Auch hinter Harmlosem vermutet man plötzlich kriminelle Aktionen.«
Insgesamt hält die London-Reisende die englische Metropole jedoch für eine sichere Stadt. »Die Behörden greifen hart durch.« Bereits kurz nach den Anschlägen habe es ja bereits Verhaftungen erster Verdächtiger gegeben. Nach eigenen Angaben denkt die 18-Jährige bereits über eine Rückkehr nach London nach. »Ich lasse mich nicht abschrecken«, so Luisa Brünger.

Artikel vom 24.09.2005