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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Der Wagemut der Kaufleute


Das Lob des Bürgermeisters galt der »Wagemut unserer Kaufmannschaft, der zeige, dass sie sich nicht unterkriegen lassen will und nicht verzagt den Kopf hängen lässt.« Mit diesen Worten wurde die Michaeliswoche eröffnet - vor 74 Jahren von Bürgermeister Gustav Tummes. Im Jahre 1931, mitten in der Weltwirtschaftskrise.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seitdem gründlich verbessert, wie die Industrie- und Handelskammer in dieser Woche mit ihrer Untersuchung noch einmal eindrucksvoll unterstrich. Doch Wagemut brauchen die Organisatoren der Michaeliswoche samt Gütersloher Wirtschaftsschau (GüWA) noch immer. In unseren Nachbarstädten hat die Attraktivität solcher Großveranstaltungen mächtig gelitten. Es ist ein Phänomen, dass die GüWA inzwischen sogar die große Bielefelder Wirtschafts-Ausstellung übertrumpfen konnte. Ein Grund dafür dürfte in der Innovationsfreudigkeit der Gütersloher Organisatoren liegen.
Seit 1931 wurde die Michaeliswoche stets von einem interessanten Begleitprogramm flankiert. Modeschauen, Gemäldeausstellungen, Film- und Bühnenaufführungen, Heimatabende, Kinderfeste, Platzkonzerte und Feuerwerke hießen die Rezepte, mit denen die damals noch nicht unterhaltungsverwöhnten Gütersloher hinterm Ofen hervorgeholt wurden. Die »City-Classics« hießen damals »Quer durch Gütersloh« oder »August-Kraak-Gedächtnislauf«. Auf eine Phase der Übersättigung in den späten fünfziger, frühen sechziger Jahren reagierten die Organisatoren des 1952 gegründeten Vereins Michaeliswoche mit der verstärkten Einbindung von Verbänden und Vereinen. Stärkster Ausdruck dafür ist der 1965 erstmals durchgeführte Michaelis-Umzug. Seit 1966 findet die Festwoche alle zwei Jahre statt, die GüWA kam 1975 hinzu. In diesem Jahr wird die GüWA erstmals auf vier Tage begrenzt. Dichteres Programm, reduzierte Dauer: Mal sehen, wie es ankommt.

Artikel vom 24.09.2005