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Ansteckung keine Chance lassen

Rettungsdienst beklagt fehlende Information über Patienten mit Infektion

Von Stefanie Hennigs
Kreis Gütersloh (WB). Sie sind winzig - doch sie können lebensgefährlich sein: multiresistente Keime, gegen die nur noch ein Kraut gewachsen ist. Die Rettungsassistenten im Kreis Gütersloh haben in den zurückliegenden Jahren immer häufiger mit ihnen zu tun, wenn sie Patienten transportieren.

»Eigentlich ist es kein Problem. Nur müssen wir von der Infektion wissen«, sagt Rettungsassistent Stefan Sussiek. Und damit fängt das Problem häufig schon an.
Patienten mit ansteckenden Krankheiten zu transportieren -Êdafür sind alle Rettungsassistenten im Kreis Gütersloh ausgebildet. Sie wissen, wie das Fahrzeug optimal desinfiziert wird, wie sie sich selbst und den folgenden Patienten vor einer Infektion 100-prozentig schützen. »Infektionstransporte« sind in kleineren Wachen mehrmals die Woche, in Gütersloh sogar täglich an der Tagesordnung.
»Doch wir müssen es wissen!«, unterstreichen Sussiek und sein Kollege Guido Feldhaus, die im Kreis die Hygienebeauftragten im Rettungsdienst sind. Leider sei es jedoch nicht selbstverständlich, dass die Rettungsassistenten über ansteckende Krankheiten der Patienten informiert würden. »Dies kann im Nachhinein zu einem echten Problem werden«, betont Dr. Peter Kettelhoit, ärztlicher Leiter des Kreis-Rettungsdienstes. »Auch vor dem Hintergrund, dass Erkrankungen wie offene Tuberkulose und die Infektion mit multiresistenten Keimen, die MRSA-Erkrankungen, die nur noch von einem einzigen Antibiotikum bekämpft werden können, immer mehr zunehmen.« Guido Feldhaus kann sich noch gut an den jüngsten Vorfall erinnern. Eigentlich war sie Routine, die Fahrt mit einem Patienten zum Katheterwechsel ins Krankenhaus. »Im Krankenhaus sind wir dann von einer Schwester empfangen worden, die uns gefragt hat, warum wir keine Schutzmaßnahmen getroffen hätten. Der Patient hatte eine MRSA-Erkrankung.« Mit einem Mundschutz hätte sich Feldhaus schützen können. Die Komplettreinigung des Wagens zog diesen für mehrere Stunden aus dem Verkehr.
Es sei daher dringend erforderlich, dass die Stelle, von der der Patient abgeholt wird - Pflegeeinrichtung, Altenheim oder Arzt -Êden Rettungsdienst informiert, im Interesse der Rettungsassistenten und derjenigen, die später gefahren werden. »Vielen ist einfach nicht bewusst, was für einen Rattenschwanz es nach sich zieht, wenn wir erst später erfahren, dass der Patient Hepatitis, Virusgrippe oder Tuberkulose hat«, sagt Guido Feldhaus. »Stellen Sie sich vor, ein anderer Patient würde sich bei einem Transport eine lebensbedrohliche Krankheit zuziehen«, ergänzt Dr. Kettelhoit. »Wir wollen keine Angst verbreiten. Aber nicht nur wir, sondern auch die andere Seite muss kompetent damit umgehen.«
Was sich die Rettungsassistenten wünschen? »Wenn jeder Infektionstransport in der Leitstelle angemeldet würde. Dann könnten wir das passende Fahrzeug disponieren, bei der Anfahrt schon mit dem aufnehmenden Krankenhaus Rücksprache halten.«

Artikel vom 22.09.2005