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Sparstrumpf
der Kämmerei
ist prallvoll

Jahresrechnung 2004 vorgelegt

Verl (peb). Verl ist, wie berichtet, seit wenigen Tagen schuldenfrei. Für die - im Vergleich zu den meisten anderen Kommunen im Land - finanzielle Top-Situation ist nicht zuletzt die Entwicklung des vergangenen Jahres verantwortlich. Am Dienstag legte die Verwaltung der Politik die Jahresrechnung 2004 vor.

Zufriedene Gesichter sah man angesichts des Zahlenwerkes nicht nur bei der Verwaltung. Die Mitglieder des Rechnungsprüfungsausschusses segneten den Rechenschaftsbericht ab und empfahlen dem Rat einstimmig, dem Bürgermeister Entlastung zu erteilen und die Jahresrechnung zu befürworten.
Vor allem eine Zahl dominierte den Rechenschaftsbericht 2004, den Kämmerin Susanne Koch und Stellvertreter Heinrich Wulle vorstellten: Knapp 13 Millionen Euro hatte die Gemeinde mehr an Gewerbesteuern eingenommen als im Haushalt eingeplant waren. Und weitere unvorhergesehene Einnahmen kamen hinzu, etwa 126 000 Euro zusätzliche Einnahmen aus der Grundsteuer B, 685 000 Euro Erstattung aus zu viel gezahltem Solidarbeitrag.
Zu zwei Dritteln stammten die Mehreinnahmen aus überplanmäßigen Steuerzahlungen, machte Bürgermeister Paul Hermreck deutlich. Dabei seien es vor allem drei oder vier große Unternehmen, die im vergangenen Jahr erhebliche Steuernachzahlungen leisten mussten und so für den Geldregen sorgten. Durch die solide Finanzlage konnte die Gemeinde auf die geplante Aufnahme eines Kredites in Höhe von 1,7 Millionen Euro verzichten, ebenso auf eine Zuführung von Mitteln in Höhe von 900 000 Euro aus dem Vermögens- in den Verwaltungshaushalt.
Durch die unvorhergesehenen Einnahmen konnte die Verwaltung 18 Millionen Euro in die Rücklagen - quasi das Sparbuch der Gemeinde - stecken. Damit stiegen die Rücklagen von rund drei auf knapp 21 Millionen Euro. Das ist der höchste Stand seit mehr als 25 Jahren. Und die zusätzlichen Rücklagen ziehen weitere finanzielle Vorteile nach sich. So konnte die Kämmerei rund 88 000 Euro mehr an Zinseinnahmen durch Geldanlagen verbuchen als geplant. »Damit können wir so manche Baumaßnahme alleine aus unseren Zinsgewinnen finanzieren«, betonte Paul Hermreck.
Unterdessen pflegte die Gemeinde auch 2004 das Image, ein pünktlicher und schneller Zahler von Rechnungen zu sein - auch wegen des finanziellen Vorteils. Wo es geht, so die Vorgabe der Kämmerin an die Mitarbeiter, sollen Rechnungen so schnell bezahlt werden, dass die Gemeinde einen dreiprozentigen Skonto-Abzug in Anspruch nehmen kann.
Für die finanzielle Entwicklung in den kommenden Jahren übt sich die Verwaltung in verhaltenem Optimismus: Zwar hoffe man, dass die Einnahmen insbesondere aus der Gewerbesteuer weiterhin reichlich fließen werden. Ein Ergebnis wie 2004 werde man, so Bürgermeister Paul Hermreck, aber wohl nicht jedes Jahr schaffen. Zudem seien gerade diese Einnahmen »nur sehr schwer vorhersehbar«.

Artikel vom 22.09.2005