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GWD kündigt Ehe mit Hannover fristlos

Gehen ab sofort getrennte Wege: TUI-Geschäftsführer Raphael Voigt (l.) und GWD-Manager Horst Bredemeier.

Ab sofort wird nur noch in Minden gespielt

Von Volker Krusche
Minden/Hannover (WB). Handball-Bundesligist GWD Minden(-Hannover) und die TUI Arena gehen ab sofort getrennte Wege. Die Ehe zwischen den beiden Länder übergreifenden Partnern wurde seitens der Mindener am Montagabend durch Überbringen der fristlosen Kündigung durch einen GWD-Kurier geschieden.

In in einer Erklärung der GWD Minden Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG heiß es: »GWD hat am 19. September den mit der Arena Hannover Gesellschaft mbH seit Juli 2004 bestehenden Kooperationsvertrag fristlos gekündigt und Schadensersatzansprüche angemeldet. Hintergrund der Kündigung sind u.a. ausgebliebene Raten für die Monate Juni, Juli, August und September 2005. Über die vor dem Landgericht Hannover eingeklagten Rückstände hinaus hat die Arena Hannover Gesellschaft mbH ohne jede Begründung auch die am 1. September 2005 fällige Rate für September 2005 einbehalten. Allein diese nachhaltige Zahlungsverweigerung macht das Festhalten an dem bis zum 30. Juni 2007 befristeten Kooperationsvertrag für GWD im Ergebnis unzumutbar. Gesellschafter und Geschäftsführung von GWD bedauern das Verhalten der Verantwortlichen der Arena Hannover Gesellschaft mbH, das ihre Entscheidung zur fristlosen Kündigung letztlich unvermeidbar machte. Die über die Kanzlei Horstmann & Collegen ausgesprochene Kündigung hat auf den vor dem Landgericht Hannover anhängigen Rechtsstreit, mit dem die Zahlungsrückstände bis einschließlich August 2005 geltend gemacht werden, keinen Einfluss. GWD wird sämtliche zukünftigen Heimspiele, beginnend mit dem Spiel gegen HSG Düsseldorf am 2. Oktober, in der Mindener Kampa-Halle austragen.«
»Wir mussten nach dem Ausbleiben der Gelder für die neue Saison, sprich für September, diesen Weg der fristlosen Kündigung gehen, um nicht irgendwelche Ansprüche zu verlieren«, kommentierte Manager Horst Bredemeier den Schritt. »Wir werden nun natürlich auf Schadenersatz für die restliche Laufzeit von zwei Jahren klagen. Aber so was kann natürlich langwierig werden.« Am Freitag hatten die Gesellschafter den Weg der fristlosen Kündigung nach Vorstellung der Sachlage durch Anwalt Michael Horstmann freigemacht. »Natürlich ist das für uns jetzt eine schwierige Situation, denn nach Abzug der Kosten wie z.B. Hallenmiete fehlen uns rund 600000 Euro im Etat. Nun ist Minden gefordert. Hier muss jetzt ein Wir-Gefühl entstehen, müssen Sponsoren, Handballfans und Mannschaft zeigen, dass sie Bundesliga-Handball in Minden wollen. Ich sehe darin aber auch die Chance eines Neuanfangs!«
»Dieser Schritt wundert uns schon. Wir haben uns immer an den Vertrag gehalten«, sagte Arena-Geschäftsführer Rafael Voigt. Er kündigte seinerseits Schadensersatzansprüche an, weil die TUI-Arena acht Heimspiel-Termine blockiert hat. »Wir mussten deswegen lukrative Konzerte und Veranstaltungen absagen«, argumentierte Voigt.
Von Anfang an stand die Kooperation der »Grün-Weißen« mit dem Hannoveraner Partner, hier insbesondere mit Baulöwe Günter Papenburg, unter keinem günstigen Stern. Auf der einen Seite (GWD) blieb der sportliche Erfolg aus und es dauerte Monate, bis der erste Sieg eingefahren wurde, auf der anderen Seite (TUI Arena) blieben nicht nur die Besucherzahlen durch mangelhafte Werbung am Standort weit hinter den Erwartungen zurück, auch die zugesagten Gelder flossen nicht wie zugesichert. Entsprechend der Vereinbarung hatte Papenburg Sponsorgeld in gleicher Höhe wie Minden aufzubringen - also beide Seiten jeweils eine Million Euro. Dabei soll sich der Hannoveraner Partner aber bereits seit Ende 2004 als schlechter Zahler erwiesen haben. Zwei Monatsraten (je 1/12 der einen Million) sollen zumeist ausgestanden haben. Kurz vor Beginn der neuen Saison war die Forderung auf 250000 Euro angewachsen. Daher hatte GWD Zahlungsklage vor dem Landgericht in Hannover erhoben, über die nun am 4. Oktober verhandelt wird.

Artikel vom 21.09.2005