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»Kino un däi Propaganda«

Elfriede Sudbrink aus Kleinendorf erzählt auf Platt

Rahden (WB). Anlässlich der 60. Wiederkehr des Kriegsendes hat Elfriede Sudbrink ihr Buch »Erinnerungen ut miene Kinnertied in twäiten Weltkrieg« veröffentlicht. Sie schildert in plattdeutscher Sprache, wie sie als Kind die Zeit während des Krieges erlebt hat. In der heutigen Folge geht es um »Dat Kino un däi Propaganda«.
Elfriede Sudbrink schreibt auf Platt, um die Sprache für die Nachwelt zu erhalten.

Je schlimmer däi Krieg wure, desto mehr wure van däi Naziregierung Propaganda maket, dat Dützkland denn Endsieg entgegen güng. In Radio wure äine Sondermeldung nore annern meldt, doanoh wure jümmer dat Läid »Denn wir fahren gegen England«, speelt.
Hitler un vo ollen däi Propagandaminister Goebbels höll'n äine Rede nore annern. Däi dön dat dützke Volk total beeinflussen un vo ollen däi Jugend un uk wi Schöilers glöfften an denn Sieg. Use Schomisters würen ganz überzeugt doavan un votell'n uss jümmer wia van däi Eroberungen, däi use Soldoaten maken. Däi Ainzigste, däi dat mich glöffte, wass use Opa, häi schüllt jümmer upp däi Nazis un, wenn ick däi moal voteidigen wull, weil ick dat in'ne Schoule ja so höre, wure häi ganz vogrellt.
So langsam kamm ick in dat Öller, dat ick alleene in't Kino dröffte. In Roahn gaff ett sogor twäi Kinos, dat Kino bi Schwettmann un uk bi Hotel Wolter wass un Kino in Saal inricht. Düsse bein Kinos würn däi meisten Tiet jümmer vull besett't. Ümme däi Lüüe in Kriege bi goue Laune tou houl'n, wurn wunderschöne Filme wiest.
Wi däi Filme doumoals häit'n wäit ick nich mehr, oaber däi grout'n Stars sind mi doch in Erinnerung bleem. Dat würn Marika Röck, Ilse Werner, Zarah Leander, orer Hans Albers, uck Johannes Heesters gaff ett dou oll. Kaputt Lachen kön'n man sick oawer Hans Moser un Theo Lingen. Ganz besonners kann ick mi an däi Filme »Quax, der Bruchpilot« un »Die drei von der Tankstelle«, mett Heinz Rühmann, erinnern.
Däi Regierung wull däi Lüüe mett düsse Filme in'ne Kinos locken, denn däi meisten güngen vo oll'n wegen däi Wochenschau in't Kino. Doa wure däi Krieg von siene besten Siet'n wiest. Däi dütsken Truppen würn ollerwärts upp'n Vomarsch un äin Sieg non annern wure fiat. Däi Feind wure jümmer oss Voläiser doastellt.
Wi ett in Wirklichkeit utsöig, wure man nich gewahr. Ett gaff blous jümmer düse Propagandafilme un weil man nix anners tou säihn kräig, glöfften däi meisten Lüüe dat uck.
Das Buch zu den Geschichten »Erinnerungen ut miene Kinnertied in twäiten Weltkrieg« kann man in der Buchhandlung »Das Buch« in Rahden oder bei Elfriede Sudbrink, Tel. 0 57 71/30 76, erhalten.

Artikel vom 22.09.2005