20.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Basis blickt
voller Sorge in
Richtung Berlin

Mit Ergebnissen in Werther zufrieden

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Am Tag nach der Bundestagswahl zeigen sich die Wertheraner Politiker mit den Ergebnissen in ihren Wahlbezirken durchaus zufrieden. Kritisch sehen sie die Situation im mehrere hundert Kilometer entfernten Berlin: An der Basis hofft man nicht nur auf eine »vernünftige« Lösung, sondern vor allem, dass keine Neuwahlen angesetzt werden.

»Ganz zufrieden« ist CDU-Chef Ulrich Buchalla mit dem Ergebnis seiner Partei in Werther. Im Vegleich zur Bundestagswahl 2002 haben die Christdemokraten sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen draufgesattelt. 41,22 Prozent der Wähler in der Böckstiegelstadt sprachen sich für die CDU-Kandidatin Lena Strothmann aus, in Bielefeld waren es nur 37,8 Prozent.
»Das Ergebnis zeigt auch, dass die CDU in Werther auf einem guten Weg ist, unsere verständnisvolle und nicht mehr ganz so radikale Politik ankommt«, sagte Buchalla gestern dem WESTFALEN-BLATT. Das Bundesergebnis hingegen sei »völlig in die Hose gegangen«. Buchalla rechnet mit einer großen Koalition, glaubt aber, dass diese nicht länger als zwei Jahre hält.
Überrascht vom schlechten Bundesergebnis der CDU war auch die SPD-Vorsitzende Annemarie Benndorf. Sie glaubt, dass die Wahlkampf-Fehler viele CDU-Wähler dazu bewegt hat, ihr Kreuz bei der FDP zu machen. Bedauerlich findet sie, dass die FDP sich vor vielen Koalitions-Varianten verschließt. Das Erststimmen-Ergebnis der SPD in Werther, die mit 44,33 Prozent (Minus 3,3) stärkste Kraft ist, stimmt Annemarie Benndorf durchaus zufrieden.
An ihrer »Wertheraner Tradition« festgehalten haben auch die Grünen. Trotz geringer Einbußen liegen sie mit 12,47 Prozent bei den Erststimmen noch deutlich über dem Bundesergebnis. »Wir haben sogar besser abgeschnitten als die Grünen in Bielefeld«, zeigt sich Ortsvereins-Sprecher Christopher Gess zufrieden.
Dass die Bundesgrünen möglicherweise die Oppositionsbank drücken werden, damit kann Gess gut leben. »Eine Ampelkoalition sehe ich sehr kritisch«, sagt er. Und eine »Jamaika-Koalition« mit der CDU und der FDP werde es auf keinen Fall geben. »Das kommt nicht durch den Grünen-Parteitag«, sagt Gess und prognostiziert: »Es wird wohl auf eine große Koalition mit Roland Koch und Peer Steinbrück hinauslaufen - mit Koch als Kanzler.«
Einen »Geheimtipp« hat auch Andreas Honsel, Vorsitzender des FDP-Ortsvereins: »Die SPD will Merkel nicht und die CDU will Schröder nicht. Also wird es - aber das ist nur Spekulation - eine große Koalition mit Christian Wulff als Bundeskanzler geben«, sagt er. Dass die FDP einer »Ampel« doch noch zustimmen könnte, glaubt der Liberale von der Basis nicht: »Eher gibt es Neuwahlen«

Artikel vom 20.09.2005