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Frust und Freude bei den Parteien im Kreis

Alle Zweitstimmen-Ergebnisse aus sämtlichen Orten

Kreis Paderborn (WV). Die Paderborner Bundestagskandidaten haben am Abend auf ihren Wahlpartys das Abstimmungsergebnis aus unterschiedlichen Blickwinkeln kommentiert.
Dass auch Sieger Trauer tragen, zeigte sich gestern Abend im Restaurant Campus in Paderborn, das kurzzeitig zum »Wahllokal« der CDU umfunktioniert worden war. Gerhard Wächter zieht mit dem für ihn bisher besten Ergebnis der Erststimmen wieder in den Bundestag ein. Sein Ziel aber, mit CDU und FDP eine Wachablösung zu erzwingen, war ihm nicht vegönnt. Die Enttäuschung hielt sich zwar in Grenzen, war aber spürbar. Wächter: »Nach einem harten Wahlkampf, der von Anfang an auf Sieg ausgerichtet war, ist Schwarz-Gelb auf der Ziellinie abgefangen worden.« Jetzt deute alles auf eine große Koalition hin, für die Angela Merkel den Auftrag zur Regierungsbildung erhalte.
Nur strahlende Gesichter sah man in der SPD-Zentrale in der Kilianstraße. Ute Berg, die mit Listenplatz 17 wieder in den Bundestag einziehen wird und persönlich den Anteil der Erststimmen gehalten hat, ist überglücklich: »Wir haben Schwarz-Gelb verhindert«. Es sei gut, dass schließlich doch der Wähler entschieden habe und nicht die Meinungsforscher. Auf die Frage nach der Zeit danach: »Rot-Rot-Grün ist ausgeschlossen«. Und auf die Frage nach der großen Koalition lächelt die Genossin: »Gerd Schröder hat gesagt, er will Kanzler bleiben...«
Im Hotel »Stadthaus« in Paderborn fanden sich die Liberalen in einer Atmosphäre »zwischen Frust und Freude« zusammen, wie es ihr Direktkandidat Heinz Heineke ausdrückte. »Wir freuen uns natürlich über das gute FDP-Ergebnis«, sagte er, »aber dass die CDU so weit herunter fallen würde, dass haben wir nicht erwartet. Denn dadurch wird der Politikwechsel wie erhofft nicht eintreten«. Eine Ampel-Koalition kann sich Heineke in Berlin nicht vorstellen, »weil einfach zuviele mitreden wollen«; Prognosen wollte er jedoch nicht abgeben. Er selbst kann sich aber vorstellen, »bei der nächsten Bundestagswahl erneut ins Rennen zu gehen - dann aber mit einem sicheren Platz auf der Liste«.
Mit uneingeschränkter Freude über das Abschneiden ihrer Partei trafen sich die Grünen im »Lenz« im Paderborner Ükernviertel. »Wir bleiben eine starke Fraktion«, begründete Frontmann Dr. Klaus Schröder die gute Stimmung, »und zum anderen haben wir eine schwarz-gelbe Regierung verhindert«. Schröder rechnet mit einer großen Koalition in Berlin, »und wir werden eine starke Opposition sein«, betonte er.
Allen Grund zufrieden zu sein, habe auch »Die Linke« im Kreis Paderborn, meinte gestern ihr unabhängiger Direktkandidat Reinhard Borgmeier. Sozusagen von Null auf Hundert habe die Partei den Sprung ins Parlament geschafft und auch im Kreis ein gutes Ergebnis erzielt: »Die Menschen suchen Bewegung und eine Alternative in der Politik«, ist er überzeugt. Borgmeier rechnet nicht mit einer Regierungsbeteiligung der Linken, »ich halte eine große Koalition unter Kanzler Schröder für wahrscheinlich«.

Artikel vom 19.09.2005