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Kredit-Betrügereien
haben Hochkonjunktur

Neuer Polizeichef Gerhard Wolf zieht erste Bilanz

Rheda-Wiedenbrück (dibo). »Sie wohnen nicht nur in einer schönen, sondern auch relativ sicheren Stadt.« Polizeirat Gerhard Wolf, seit acht Wochen neuer Chef der Polizeiinspektion (PI) Rheda-Wiedenbrück, weiß wovon er spricht. Schließlich hat er 20 Jahre in Köln hinter sich.

Auf Bitten des Ausschusses für Soziales, Familie, Jugend und Sport legte Wolf jetzt zusammen mit seinen Kollegen Dirk Struckmeier (Leiter Führungsstelle) und Rudolf Klocke (Leiter des Kriminalkommissariats) die jüngsten Zahl der Kriminalstatistik für den Einzugsbereich der PI und im Speziellen Rheda-Wiedenbrück vor. Erfreulich: Während im gesamten Kreis Gütersloh zwischen Juli 2004 und Juli 2005 ein Anstieg der »Fälle« von 14 Prozent registriert wurde (was allerdings auch auf das Sammelverfahren eines »ebay«-Betrügers zurück geht), sank im Vergleichszeitraum die Zahl der Delikte in Rheda-Wiedenbrück von 1736 auf 1672 (minus 3,69 Prozent); im Bereich der gesamten PI (Rheda-Wiedenbrück, Herzebrock-Clarholz, Rietberg, Langenberg, Schloß Holte-Stukenbrock) um 3,37 Prozent.
Die Straßenkriminalität (Handtaschendiebstähle, Raubüberfälle, Körperverletzungen) ging sogar um 21 Prozent zurück - »weil wir uns in den vergangenen eineinhalb Jahren sehr stark um die Intensivtäter gekümmert und sehr hohe Haftzahlen erreicht haben«, erklärte Wolf. Gesunken ist auch der Anteil der Jugendlichen Tatverdächtigen im Alter bis 21 Jahre, und zwar von 17,2 auf 13,1 Prozent. Während es über die Gewalt gegen Frauen/Mädchen keine auffälligen Erkenntnisse gibt, hat die Zahl der weiblichen Tatverdächtigen die Ausschussmitglieder überrascht. Von Januar bis August 2005 waren das immerhin 156 (bei 640 männlichen Verdächtigen).
Die Aufgaben des Ende der 1990er Jahre mit enormem Personalaufwand eingerichteten Arbeitskreises Schulen wurde 2004 wieder von der normalen Kriminalitätsbearbeitung übernommen. Man konzentriere sich jetzt mehr auf besagte Intensivtäter und Gewaltkriminalität.
Erfolg zeigt offenbar auch die zusätzliche Präsenz in Zusammenarbeit mit dem städtischen Ordnungsdienst bei Großveranstaltungen, wenn es um die Vermeidung von Gewaltdelikten wie Schlägereien, aber auch Fahrraddiebstählen geht. Letztere stellen die Beamten bisweilen auf eine Geduldsprobe; vor allem, wenn die erwischten, oftmals jugendlichen Diebe »sehr entspannt« mit dem Thema umgehen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass ihnen nicht viel passiert. Inzwischen reagierten die Strafrichter bei Mehrfachtätern härter, berichtete Gerhard Wolf.
Der Ausländeranteil an den Straftaten beträgt in Rheda-Wiedenbrück 31,8 Prozent (Landes-durchschnitt 25 bis 26 Prozent). Ein Anfang des Jahres in NRW gestartetes Projekt zur gesonderten Erfassung der Spätaussiedler werde Ende September wieder eingestellt. Da die Menschen ohnehin nach drei bis fünf Jahren nicht mehr als Spätaussiedler registriert würden, habe eine solche Statistik keine Aussagekraft, heißt es.
Geradezu überschwemmt wird die PI Rheda-Wiedenbrück von Betrugstatbeständen. Was nach Darstellung von Rudolf Klocke zum Teil auch an den verschärften Kreditrichtlinien liegt. Immer häufiger geraten Hausfrauen ins Visier der Polizei, wenn sie am Monatsende mit einer Scheckkarte einkaufen und ihr noch nicht gedecktes Konto belasten. Daraus wird dann schnell ein Betrugs-Fall. Und die Betroffenen fallen aus allen Wolken.
Thema Drogen: Rheda-Wiedenbrück ist nach Erkenntnissen der Polizei im Vergleich zum Landesdurchschnitt nicht auffällig. Klocke: »Natürlich wissen wir, wo gehandelt wird.« Einzuschreiten sei immer ein Abwägungsprozess zwischen Aufwand und Erfolg.

Artikel vom 21.09.2005