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»Industrie
ist bitter
enttäuscht«

BDI-Chef Thumann

Berlin (dpa). Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, hat sich unzufrieden mit dem Ergebnis der Bundestagswahl gezeigt. »Aus Sicht der Industrie und Wirtschaft sind wir bitter enttäuscht«, sagte Thumann gestern Abend.
Die Reformpolitik der Agenda 2010 müsse mutig, kraftvoll und mit mehr Tempo fortgesetzt werden. Dazu seien klare Mehrheiten nötig. In einer großen Koalition wären solche Reformen allerdings wohl weniger leicht zu schaffen als in der Koalition, die man sich in der Wirtschaft gewünscht hätte. Sicher sei, »dass Deutschland schwieriger zu regieren sein wird«, sagte Thumann.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat nach der Bundestagswahl »eine Koalition der Vernunft« gefordert. »Wir brauchen eine klare Mehrheit für Reformen«, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Auf eine Koalitionsempfehlung wollte er sich nicht festlegen.
Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer sagte, was Schwarz-Gelb an Sozialabbau plane, habe keine Mehrheit bekommen. Nun müsse man erst einmal die weitere Entwicklung abwarten.
Nach dem überraschenden Ausgang der Bundestagswahl geht Deutschland nach Einschätzung des Direktors des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, schwierigen Zeiten entgegen. »Es wird nicht die erhofften großen Reformsprünge geben, sondern nur kleine Schritte«. Das Wahlergebnis mit einer Großen Koalition unter Führung von Angela Merkel als wahrscheinlichster Koalition stärke Interessengruppen außerhalb der Politik. Dazu zählten Gewerkschaften und Rentner, die gegen notwendige Veränderungen seien.

Artikel vom 19.09.2005