17.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi

Das Wort zum Sonntag


Auf meinem Schreibtisch liegt seit einer Woche ein Büchlein, das ich zwischendurch immer mal aufschlage, um ein Bildchen zu betrachten oder einen Abschnitt zu lesen - und um herzhaft zu lachen. Das Buch ist verfasst von einem Karikaturisten, der auch Pfarrer ist, und der manches in unserer kirchlichen Landschaft liebevoll auf die Schippe nimmt. So auch in dem kleinen Buch, das den Untertitel trägt: »Ein Geheimnis wird gelüftet«.
Es geht um den Fisch, den viele inzwischen auf ihrem Autoheck haben. Zunächst führt der Verfasser an, was dieser Fisch nicht bedeutet. Die Botschaft heißt nicht: »Ich war essen bei Nordsee« oder »Mitglied bei den Fischer-Chören« oder »Begeisterter Aquarist«, schon gar nicht »Mitglied der Fischer-Partei«, wie es vor zwei Wochen der Schreiber eines Leserbriefs an diese Zeitung über bekennende Christen vermutete. Nach und nach lüftet dann der Karikaturist das Geheimnis, das hinter dem Fischzeichen steckt, auf ausgesprochen humorvolle Art und Weise, die mich als Insiderin wirklich zum Lachen bringt.
Und Lachen befreit, es tut gut, nicht nur das Lachen selbst, das man ja als Technik inzwischen auch in so genannten Lachkursen erlernen kann. Nein, ich meine das Lachen, das aus dem Menschen herausbricht, wenn ihm auf humorvolle Weise seine eigene Schwäche oder Eigenart bewusst gemacht wird. Können wir über uns selbst lachen? Oder nehmen wir uns so ernst, dass wir nicht auf die Schippe genommen werden wollen? Vor allem als Christen müssen wir uns das immer wieder fragen.
Es hat mal jemand gesagt: »Christen müssten eigentlich viel erlöster aussehen!« Dahinter steckt sicher auch die Anfrage an uns, ob wir nicht häufig viel zu depressiv sind in unserer Verkündigung und in dem, was wir ausstrahlen. Gott sei Dank, es gibt Menschen, die uns immer wieder mal mit der Nase darauf stoßen, dass Gott uns auch die Gabe des Lachens, des Humors, der Fröhlichkeit und nicht zuletzt die österliche Freude geschenkt hat. In der Alten Kirche gehörte es zum Gottesdienst des Ostermorgens, dass alle miteinander lachten über den Sieg, den Jesus über den Tod errungen hat.
Der Wochenspruch für die nächste Woche lautet: »Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.« Morgen wird auch die Rede sein vom Siegen und Verlieren. Und wenn wir uns dann die Kommentare der Politiker anhören, wird wieder jeder gewonnen haben, und sei es nur an Erkenntnis. Das ist ein anderes Siegen als das, was wir als Christen ausstrahlen. Wenn wir das Symbol des Fisches auf unserem Auto spazieren fahren, so ist das ein erster Schritt dahin, der Welt zu zeigen, dass wir uns zu Christus bekennen.
Nur - so still wie der Fisch in der Natur sollten wir uns doch nicht verhalten. Zum Christusbekenntnis gehört auch, dass wir über unseren Glauben sprechen. Der Fisch als Aufkleber kann ein erster Schritt sein, ins Gespräch zu kommen. Das oben erwähnte Büchlein endet mit dem Ausblick darauf, dass wir als Christen in Zukunft bei der Frage nach unserem Glauben nicht mehr im Trüben fischen, sondern das Geheimnis lüften, das hinter diesem Symbol steckt.

Artikel vom 17.09.2005