17.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Michael Robrecht

Diese
Woche

Bundestagswahl: 
Schub für Politik


Wenn die Bürger im Kreis Höxter in der kommenden Woche an den Bundestagswahlkampf zurückdenken, dann wird neben politischer Klarheit oder Unklarheit sowie enttäuschten oder frohlockenden Kandidaten etwas Wichtiges in Erinnerung bleiben: ein Politisierungsschub in der Bevölkerung. Den hat es seit Jahren so nicht gegeben. Lange ist auf Marktplätzen, in der Firma oder mit Kandidaten an der Haustür nicht so leidenschaftlich über Politik und Zukunftsfragen diskutiert worden wie diesen Sommer. Unsere Demokratie lebt!
Einer der merkwürdigsten Wahlkämpfe der jüngeren Geschichte liegt nun hinter uns. Schröders Neuwahl-Coup polarisiert. Die Politik zwischen Egge und Weser hat dem Wahlvolk die Notwendigkeit von Reform und Veränderungen wie in einem Crash-Kurs persönlich oder per Broschüre vermitteln müssen. CDU-Direktkandidat Jürgen Herrmann, der 2002 erstmals das Mandat im Wahlkreis Höxter-Lippe II (fast 220 000 Wähler) mit 47,2% holte, geht als Favorit ins Rennen. Der 42-Jährige aus Istrup hat einen Wahlkampf »direkt am Bürger« geführt. Er gab dem Gespräch am Straßenstand gegenüber dem altbackenen politischen Dämmerschoppen den Vorzug. Wichtigste Themen: Wirtschaft und Arbeit. Der Politiker in Nachfolge von CDU-Bundestags-Urgesteinen wie Meinolf Michels, Leo Ernestie, Gerd Ritgen oder Josef Menke hat sich durch seine verbindliche und bürgernahe Art einen Namen gemacht.
Einziger ernst zu nehmender Mitbewerber um das Direktmandat ist SPD-Kreischef Johannes Reineke aus Nieheim. Der 49-Jährige tritt erstmals an. 40,2% holte 2002 sein Vorgänger Rainer Brinkmann, der letzte SPD-MdB aus dem Wahlkreis. Damit es für Reineke, der auf dem wenig aussichtsreichen Platz 54 der Landesliste steht, für Berlin reicht, müsste sich jedoch ein Wahl-Erdbeben zugunsten der SPD ereignen. Auch Reineke fiel durch seinen Einsatz an der Basis auf, wobei er zugab, zu Beginn des Sommerwahlkampfes für seine Sozialdemokraten viel Prügel bezogen zu haben, was sich in den vergangenen Tagen durch Kirchhof-Steuerpläne und Umfragehoch - wie durch Zauberhand - geändert habe. 16 Parteien und acht Direktkandidaten treten im Wahlkreis Höxter an. Die kleinen Parteien hatten mit ihren Anliegen gegenüber den großen Blöcken jedoch diesmal kaum eine Chance gehört zu werden.
Ein Ergebnis der Wahl steht schon heute fest: Es wird eine weitaus höhere Wahlbeteiligung geben. Bis zu 13% Briefwahl in den zehn Städten sind ein Hinweis darauf. Morgen entscheidet sich ein wichtiges Stück unserer Zukunft. Mit Blick auf die offenen Umfragen, zählt diesmal wirklich jede Stimme. Mit klarem Kopf sollten die Bürger abstimmen. Wählen gehen, heißt die Devise.
Wahltage sind »Festtage der Demokratie«. Diesmal wird hoffentlich noch kräftiger als sonst »gefeiert«.

Artikel vom 17.09.2005