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Just löst kollektiven
Jubel in Minden aus

27:26-Siegtreffer fünf Sekunden vor Schluss

Von Volker Krusche
Minden (WB). »Eine neue Ära wird beginnen, mit Minden im Rücken Spiele gewinnen!« Der Fan-Club von GWD Minden sprach mit seinen Plakaten aus, was die Handball-Anhänger an der Weser meinen. »Hannover muss ein Ende haben, denn nur daheim können wir gewinnen«, erklärte ein Fan zur Aktion in der Kampa-Halle. Und nach 60 Minuten war jedem der 2000 Zuschauer im Anschluss an den 27:26 (14:16)-Kraftakt gegen die HSG Wetzlar klar: diese Partie wäre im trostlosen Hannover mit Sicherheit verloren worden.

Nur gut, dass am Samstag eine Serie hielt. Nämlich die, dass Martin Schwalb das Parkett in Minden seit Jahren nicht mehr als Sieger hatte verlassen dürfen. Diesmal allerdings war er ganz nah dran. Und der Mindener Sieg ist sicherlich auch als sehr glücklich zu bezeichnen, denn die Fans sahen eine ausgeglichene, äußerst intensiv geführte Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte. GWD wird's egal sein, denn der Jubel nach Stephan Justs verwandelten Siebenmeter, fünf Sekunden vor Schluss, kannte in der Folge keine Grenzen mehr. »Ich hatte ein Sch...gefühl. Aber ich musste das Ding irgendwie reinmachen.« Und er tat es -Ê und wurde anschließend von seinem Mitspielern, die alle über ihm lagen, förmlich erdrückt.
Pech für den Gast. Aber der hatte es 45 Sekunden vor Schluss selbst in der Hand gehabt, als Alexis Alvanos am Siebenmeterpunkt völlig frei vor Malik Besirevic auftauchte, den Ball aber völlig entkräftet nicht an ihm vorbei brachte. Das wär's gewesen. So hatten die überglücklichen Hausherren letztlich Grund zum Jubeln. »Uns ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen«, schnappte Arne Niemeyer nach Luft. »Ein Befreiungsschlag«, ergänzte der starke Jan-Fiete Buschmann. Und Torhüter Malik Besirevic, der genau dann Stärke bewies, als es drauf ankam, sah einen klaren Unterschied zu den »Hausaufgaben« in Hannover: »Ich danke den Fans. Ohne sie hätten wir heute nicht gewonnen. Außerdem haben wir nach der Pause die Emotionen gezeigt und noch zehn Prozent drauf gelegt.«
Das war auch bitter nötig, denn in den ersten 30 Minuten stimmte bis auf einige überhastete Abschlüsse zwar das Offensiverhalten, dafür ließ die Defensivarbeit aber eine Menge zu wünschen übrigen. Die Rückwärtsbewegung war grottenschlecht, so dass selbst die langsamsten Wetzlarer Konter laufen konnten. Zudem fehlte im Abwehrverbund die Aggressivität.
Trainer Richard Ratka fand, wie seine Mannen nach der Partie bestätigten, in der Pause die richtigen, die deutlichen Worte. Und die fruchteten. Aus dem 16:18 machte GWD ein 19:18. Doch es blieb eng. Daran änderte auch der »Bärendienst«, den Wetzlars Christian Caillat seinem Team mit dreimaligem Versuch des Nachtretens gegen Buschmann und lautstarken Beschwerden, wofür er gleich vier Strafminuten kassierte, erwies, nichts. Als dann »Apollo« Just in Überzahl zweimal patzte und beim 27:26 die Vorentscheidung verpasste, drohte sogar noch eine Niederlage. Doch Just machte seinen Fehler wett und sorgte selbst für das umjubelte Happyend. »Es war ein glücklicher Sieg«, resümierte Ratka. »Das Spiel hätte auch mit einem Tor für Wetzlar ausgehen können.«

Artikel vom 19.09.2005