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Füttern und Tollen auf
der Wiese inklusive

Pferdepension von Anke und Hermann Lükewille

Von Monika Schönfeld
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Willi Dreisewerd hat »Lady« erst das dritte Mal vor die kleine Kutsche gespannt, mit der Jaqueline (13) und ihre Schwester Jennifer (10) gleich eine Runde drehen wollen. »Ein echtes Naturtalent«, lobt der professionelle Kutscher das Pony der Lükewilles.

Er hat seine Pferde in der Pension von Anke und Hermann Lükewille am Stadtweg stehen. Und wenn er sich um seine eigenen Pferde kümmert, bleibt immer etwas Zeit, den Mädchen das Kutschenfahren näher zu bringen. »Ich schätze sehr, dass meine Pferde hier jeden Tag auf die Weide kommen. Das härtet sie ab, sie sind nicht so anfällig«, sagt Dreisewerd. Die »Vollpension« für Pferde haben Anke und Hermann Lükewille vor zwölf Jahren eröffnet. Hermann Lükewille (52) ist Werkzeugmacher. Im Nebenerwerb hatte er 40 Bullen in seinen Ställen zur Mast stehen. Ehefrau Anke (36) ist mit Pferden groß geworden. Als sie vier Jahre alt war, saß sie schon auf einem Pony. Als Hermann Lükewille ihr gesagt habe, er wolle die Bullen abschaffen und eine Reithalle bauen, »dachte ich, er will mich verschaukeln.« Ihr Mann meinte es allerdings ernst und baute. Eine 20 mal 40 Meter große Reithalle, einen Stall für 50 Pensionspferde, dem dazugehörigen Lager und einen Partyraum im Obergeschoss für bis zu 100 Gäste. Anfangs arbeitete der Reit- und Fahrverein Sende hier, die Lükewilles stellten die Schulpferde. Jetzt nutzen Reiter den Hof, um ihre Pferde in Vollpension zu geben. »Sie kommen jeden Morgen auf die Wiese und jeden Abend zurück in den Stall - außer der Besitzer will etwas anderes«, berichtet Anke Lükewille, die von ihrer Mutter Ruth Ottovordemgentschenfelde Unterstützung erhält. Und ihre beiden Töchter Jaqueline und Jennifer helfen nach der Schule auch gern mit, während der dreijährige Jörn gerade die ersten Versuche im Sattel macht. Füttern, einstreuen, am Wochenende misten, alle drei Monate eine Wurmkur - »wir machen alles fürs Pferd, nur reiten müssen die Besitzer selber.« Für die Einsteller kann auch Reitunterricht in Dressur und Springen angeboten werden, geführtes Ponyreiten und Kindergeburtstage mit Ponyreiten biete sie an.
Die Pferdebesitzer haben davon profitiert, dass der umgerüstete landwirtschaftliche Betrieb nur neun Prozent Mehrwertsteuer erheben musste. Zum 1. Januar ist die Steuer auf 16 Prozent angehoben worden, die auch in vollem Umfang abgeführt werden muss. »Das ist eine enorme Belastung«, so Hermann Lükewille.

Artikel vom 17.09.2005