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»Wer bremst,
verliert doch«

Seifenkistenrennen in Obernbeck

Von Silke Schade (Text und Fotos)
Löhne-Obernbeck (LZ). »Sich ducken, das Lenkrad ruhig halten und die Schikane eng anfahren.« Timo Lützkendorf (16) weiß, wie man Sekunden schinden kann. Seine Tricks verrät er nur hinter vorgehaltener Hand und auf keinen Fall der Konkurrenz. Denn die schläft nicht beim vierten Seifenkistenrennen der Jugendfeuerwehr Obernbeck.

Rein in die Kiste, runter die Piste. 23 Rennfahrer rasten am Samstag im Kampf gegen die Uhr den Unteren Eggeweg hinunter. Respekt heischend auf der 200 Meter langen Strecke ist die gefährliche Linkskurve. »Sie hat es in sich«, weiß Patricia Bloch (13), neben Timo die zweite Pilotin im Team der Jugendfeuerwehr Gohfeld. »Stimmt«, pflichtet ihr Mannschaftskollegin Jennifer Häusler (14) bei, »dort kann es einen schnell erwischen.«
Doch einen Gang runterzuschalten, um nicht im Strohballen oder Straßengraben zu landen? Kommt gar nicht in Frage: »Wer bremst, verliert doch«, weiß Patricia. Die Gohfelder gehen deshalb aufs Ganze und sind erfolgreich. Mit 24,4 Sekunden aus dem Trainingslauf markiert Timo die Tagesbestzeit. Der 16-Jährige kann es kaum glauben: »Da hat einfach alles gestimmt.«
Vom Glück verlassen ist dagegen Maximilian Schäfer, der für die Jugendfeuerwehr Löhne-Bahnhof startet. Im vorherigen Lauf hat sich eine Schraube am Hinterrad seiner Seifenkiste gelöst, plötzlich spielt auch noch die Lenkung verrückt. Jetzt müssen die Betreuer als Monteure ran. Im Eilzugtempo werden die Fehler gesucht. »Ist die Kiste nicht bald startklar, muss ich wohl Ersatz aus einem anderen Team suchen«, befürchtet der Zehnjährige.
Hilfsbereitschaft wird in der Rennfahrer-Szene groß geschrieben. Gleiches gilt für die Kreativität. Die Piloten sind stolz auf das Design ihrer Seifenkisten, das sie selbst entworfen haben. Ein Haifisch prangt auf der einen, ein Adler auf einer anderen Kiste. Der Obernbecker Glockenturm im Mini-Format schmückt das Gefährt, das der Vereinsring und der Männergesangverein ins Rennen schicken. Hinterm Lenkrad sitzt Karl Voßmeier, mit 79 Jahren der Älteste im Teilnehmerfeld. »Das waren noch Zeiten, als ich als kleiner Steppke auf die Strecke gegangen bin«, erinnert er sich, rückt seinen Helm zurecht und jagt die Piste hinunter. Von seiner Rasanz hat er nichts verloren.
Im Schneckentempo rollt dagegen einer seiner jüngeren Mitstreiter dem Ziel entgegen. Irgendwann fehlt der Schwung, das Fahrzeug bleibt liegen. Rennleiter Steffen Böttger hüpft über die Bande, schiebt den Pechvogel über die Linie. Anerkennender Applaus brandet auf.
Die Nase vorn hatte am Ende die Jugendfeuerwehr Herford-Mitte. Auf die weiteren Plätze kamen der RGZV Obernbeck, die Jugendfeuerwehr Gohfeld I, das Team Herforder Pils und die Mannschaft Löhne-Ort I.

Artikel vom 19.09.2005