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DJK Münster physisch demontiert

32:23 - Enorm aggressiver TV Verl fährt erste Punkte ein - Lewerenz überragend

Von Dirk Heidemann
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Jens Freier, außerhalb des Handballfeldes eigentlich ein eher ruhiger Vertreter, sprudelte Wortsalven hervor wie ein Wasserfall. Entspannt legte Coach Manfred Meereis seine Hand auf die Schulter seines gleichberechtigten Spielertrainers - dabei hatte »Manni« selbst seine Nerven gerade erst mit einer schnellen Zigarette an der kühlen Verler Luft beruhigt.

Die ganze Anspannung des TVV hatte sich nach dem klaren 32:23 (14:9) über die DJK Sparta Münster zur Freude aller Beteiligten in selbiger aufgelöst. »Mir fällt ein Stein vom Herzen. In irgendeiner Zeitung stand nach unserem 32:36 in Emsdetten, dass wir konditionelle Probleme hätten. Heute haben wir gezeigt, dass dem nicht so ist und haben dem Gegner unser Spiel aufgezwungen«, strahlte der in sieben Zweitligajahren bei der HSG Augustdorf/Hövelhof und zuvor acht Regionalliga-Spielzeiten in Bad Salzuflen vermeintlich gestählte Freier, der nach eigenen Angaben jedoch vor der Partie super nervös war: »Mit Niederlagen konnte ich noch nie umgehen. Aber als Trainer ist alles noch viel schlimmer, da ich ja absolutes Neuland betreten habe.«
Lange hatte das Verler Trainerduo die Auftaktpleite analysiert, viel wurde mit und innerhalb der Mannschaft gesprochen - und der TV Verl zeigte eine Reaktion, die für den weiteren Verlauf der Verbandsliga-Saison noch einiges erwarten lässt. Die gleichermaßen aggressive wie offensive 4:2-Deckung mit dem physisch enorm präsenten Innenblock kaufte der »Studententruppe« (Freier) aus Münster früh den Schneid ab.
Überragend Matthias Lewerenz, der den DJK-Kreisläufer Benjamin Ziefuß nie zur Entfaltung kommen ließ und im Angriff nach traumhaften Anspielen von Jacek Jahn oder Jasmin Gojacic mit einer beeindruckenden Kaltschnäuzigkeit »die Dinger wegmachte«. Um so erstaunlicher die Leistung von »Babba«, da er bekanntlich in Hannover studiert und überhaupt nicht mit seinen Teamkollegen trainieren kann.
Nach ausgeglichenem Beginn setzten sich die Verler von 5:5 (10.) über 9:5 (15.) und 12:8 (27.) auf 14:9 ab. Höhepunkt der Treffer zum 24:16, als der ebenfalls bärenstarke TVV-Keeper Norman Kern einen langen Pass der Münsteraner abfing, selbst mit nach vorn ging und Gojacic mit einem schönen Zuspiel in Szene setzte - das ansonsten nur selten aus der Reserve zu lockende Verler Publikum riss es in dieser Szene endlich einmal von den Sitzen. Nun war der Widerstand der Gäste endgültig gebrochen, die zeitweise gar mit zehn Toren (26:16, 27:17, 28:18, 29:19) hinten lagen.
»Wir hatten heute genau das richtige Rezept parat, Münster konnte nicht aus seinem gefürchteten Rückraum schießen«, zeigte sich Meereis zufrieden, der in der Stunde des ersten zählbaren Erfolgs für den Verbandsliga-Aufsteiger aber prompt eine finstere Miene aufzog: »Eigentlich sollte heute jemand nach Hille fahren, um unseren nächsten Gegner Stemmer/Friedewalde auf Video aufzunehmen. Doch der hat kurzfristig abgesagt und niemand hat sich bereit erklärt, die Sache zu übernehmen. Das ist absolut unprofessionell. Jetzt muss ich mir wieder die Finger wund wählen und rumtelefonieren.«
TV Verl: Kern/Balsfulland (ab 56.) - Lewerenz (9/1), Gojacic (7/1), Freier (4), Jahn (4), Voss (2), Venker (2), Dominik Brand (2/1), Müller (1), Diekmann (1).

Artikel vom 19.09.2005