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Träume auf zwei und vier Rädern

Oldtimer- und Teilemarkt vom Wetter verwöhnt - weniger alte Autos dabei

Verl-Kaunitz (köh). Mit der Isetta über Alpenpässe, mit der der uralten Zündapp zum Nordkap: Manche Erinnerung aus der Wirtschaftswunderzeit wurde am Wochenende in Kaunitz wach, wo sich Schnauferlbesitzer, Oldtimerfans, Schauá- und Kauflustige auf dem Oldtimer- und Teilemarkt trafen.

»Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Marktes, das Wetter hat wunderbar mitgespielt und damit steht und fällt solch eine Veranstaltung«, erklärt Organisatorin Christa Schalkowski aus Wuppertal, die sich schon auf das nächste Jahr freut: »Dann feiern wir mit unserem Markt das 25-jährige Bestehen.« Dennoch, etwas gedämpft ist die Stimmung schon: »Das breite Publikum ist weniger geworden«, räumt Christa Schalkowski ein, »dafür ist das Publikum, das mit gezieltem Interesse kommt, nach wie vor stark vertreten«. Das können auch viele Händler wie etwa Adolf Niedermeier aus Bad Oeynhausen bestätigen, der Motorradteile, Zeitschriften und Bücher verkauft: »Ich bin sehr zufrieden.« Vvon Imbissanbietern war eher ein »es ist ruhig« zu hören war.
Während die Kauflustigen, die nach Zubehör für ihre alten Schätzchen suchen, schnell fündig werden, sind andere Gäste nicht ganz so zufrieden, wie etwa Heinz Vogt und Andreas Haurenherm aus Beckum: »Wir sind enttäuscht, dass so wenige Oldtimer zu sehen sind. Deswegen sind wir eigentlich extra hierher gefahren.«
Doch ganz umsonst sind sie nicht gekommen. Denn das, was an Oldtimern aufs Gelände der Ostwestfalenhalle gerollt ist, sorgt für Aufsehen und Begeisterung und lässt so manchen Besucher in Erinnerungen schwelgen. Wie etwa die Isetta von Reinhold Höwelhasse aus Kaunitz, in der er mit Ehefrau Christa und Tochter Kathrin vorgefahren ist. »Ein echtes Sparauto«, schmunzelt der Besitzer. Drei Liter verbraucht die kleine Kugel aus den 50er Jahren, die mit ihren 250 Kubikzentimetern Hubraum echte 70 Sachen macht.
Ein Hingucker ist auch der weinrote Mercedes 170 S von Carsten Kipp aus Oerlinghausen. Während das schöne Auto beim Publikum für glänzende Augen sorgt, schaut sein Besitzer eher etwas frustriert: »Ich komme fast jedes mal hierher, aber mittlerweile ist die Veranstaltung dürftig«, kommentiert Carsten Kipp den Rückgang von Oldtimern auf dem Markt.
Dennoch genießen auch die Besitzer der alten Autos, die etwa 70 Prozent der Fahrzeuge ausmachen, und Motorräder (30 Prozent) die Atmosphäre und das gute Wetter. Wie etwa Frank Böke aus Horn-Bad Meinberg, der mit seiner Zündapp KS 601 Sport von 1954 gekommen ist. Oder Rainer Rupprecht aus Bielefeld, ein echter Käferfan, der es sich auf einem Campingstuhl neben seinem Oldie-VW von 1961 gemütlich gemacht hat mit seinem Radio Motorette von 1962 Fußballnachrichten hört. Und weil die Sonne so schön scheint, macht Markus Geisler aus Gütersloh das Verdeck seines 30 Jahre alten knallroten Cadillac »Eldorado« auf und beantwortet geduldig immer wieder die Standardfrage der Schaulustigen nach dem Verbrauch des Straßenkreuzers: »30 Liter«, sagt er lächelnd.

Artikel vom 19.09.2005