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»Kopfnoten« und Englischunterricht ab Klasse eins

NRW-Ministerin Barbara Sommer stellt Eckpfeiler ihrer Schulpolitik vor - Abitur nach zwölf Schuljahren


Lübbecke (jug). Die Förderung der Hauptschulen ist eines der Hauptanliegen der neuen NRW-Schulministerin. Das machte Barbara Sommer am Donnerstagabend bei einer großen Diskussionsrunde im Hotel Borchard deutlich. Auf Einladung des heimischen CDU-Bundestagskandidaten Steffen Kampeter stellte sich die aus Ostwestfalen stammende Ministerin den Fragen des Publikums und zeigte Perspektiven und Schwerpunkte ihrer Arbeit auf.
Gerade im Bereich der Hauptschule müsse sich einiges verändern, so Sommer, »ich habe den Eindruck, dass dies lange Zeit eine vergessene Schule war, das ist nicht richtig.« Sie wolle die Hauptschule wieder zu dem machen, was sie früher war, »eine Zulieferschule zum Handwerk«.
Eine schrittweise Vorverlegung des Einschulungsalters, Englisch ab dem zweiten Halbjahr der ersten Klasse angepeilt ab 2008 und die Wiedereinführung so genannter »Kopfnoten« nannte sie u.a. als wichtige Ziele im Bereich der Grundschulen. So gebe es etwa Kinder, deren Leistungen nicht gut seien, die sich aber entsprechend anstrengten: »Das soll durch gute Kopfnoten honoriert werden«, so Sommer, selbst Mutter von fünf Kindern. Schulkindergärten in der alten Form werde es nicht mehr geben, stattdessen so genannte »Lernstudios« in »Brennpunktgrundschulen«.
Beim Übergang in die fünfte Klasse setzt die Ministerin auf die Urteilsfähigkeit der Lehrer, so dass eine Empfehlung für eine bestimmte Schulform von den Eltern »nicht ohne weiteres ausgehebelt werden kann«. Da aber auch Lehrer nicht vor Fehlentscheidungen gefeit seien, soll bei Widerspruch der Eltern zunächst ein gemeinsames Gespräch mit beiden Schulen und im Anschluss bei Bedarf ein »Probeunterricht« möglich sein.
Auch das Abitur nach zwölf Schuljahren »wird kommen«, kündigte sie an, auch wenn noch nicht ganz klar sei, wo der Schnitt gemacht werde: »Wir sind dran.«
Kritik steckte Sommer von anwesenden Lehrkräften für ihre Pläne ein, zur Vermeidung von Unterrichtsausfall Veranstaltungen wie etwa Fortbildungen oder Elternsprechtage nicht mehr während der regulären Schulzeit abzuhalten. »Ich weiß, dass Sie da Kröten schlucken müssen«, so Barbara Sommer. Sie versuche, die Lehrer im Gegenzug etwa durch Bürokratieabbau auf andere Weise zu entlasten.

Artikel vom 17.09.2005