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Unerwartet viele Ausflügler im Zug

100 Tage Haller Willem bis Osnabrück: Betreiber ziehen eine positive erste Bilanz

Altkreis Halle/Bad Rothenfelde (kg). Modernste Sicherungstechnik, Schwellen, Fahrzeuge - der Haller Willem fährt auf der neuen/alten Strecke bis Osnabrück ganz ruhig in die Zukunft. 100 Tage nach dem Neustart auf der reaktivierten Strecke ziehen die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und die Nordwestbahn eine positive erste Bilanz.

Etwa 1500 Fahrgäste pro Tag nutzen den Schienenweg zwischen Dissen/Bad Rothenfelde und Osnabrück. Durchschnittlich ist jeder Zug mit 40 Reisenden besetzt. Da jeder Talent 141 Sitzplätze aufweist, bedeutet dies eine Auslastung von 25 bis 30 Prozent. Ziel nach der ehrgeizigen Wiederbelebung seien Fahrgastzahlen von rund 3500 wie auf dem nordrhein-westfälischen Teilstück, sagte Klaus Weißbrich, Bereichsleiter der Nahverkehrsgesellschaft gestern im Rahmen eines Pressegespräches. Dazu müssten 60 bis 65 Fahrgäste in jedem Zug sitzen.
Wer nutzt den Haller Willem überhaupt? Eine detaillierte Analyse erwartet die Nordwestbahn von einer Zählung, die bei einem neutralen Gutachter-Institut in Auftrag gegeben worden ist, sowie von Interviews. Ersten Beobachtungen zufolge war in diesem Sommer überraschend viel Freizeitverkehr auf der Schiene unterwegs. Monatlich reservieren rund 200 Gruppen ihre Tickets. Nordwestbahn-Geschäftsführer Martin Meyer: »Auf dem Haller Willem herrscht richtig Ausflugsverkehr - was natürlich auch die Gastronomen an der Strecke freut«. Gleichwohl bemühe sich die Nordwestbahn nicht nur um Radler und Reisegruppen, sondern insbesondere um weitere Schüler und Berufspendler. Seit den Sommerferien ist schon knapp die Hälfte der Sitzplätze mit Schülern besetzt.
Aber auch viele Menschen, die noch nie oder schon lange nicht mehr Zug gefahren sind, nehmen die Bahn immer stärker in Anspruch. Die steigenden Fahrgastzahlen macht Meyer auch an der Zuverlässigkeit des Haller Willem fest. Die Züge haben bis jetzt höchstens zwei Minuten Verspätung. Wie sich Eis und Schnee auf der Strecke mit der Steigung durch den Teutoburger Wald auswirken, werde der Winter zeigen.
Im Dezember nimmt die Nordwestbahn jedenfalls zwei neue Fahrzeuge in Betrieb, die das Land Niedersachsen finanziert hat. Ein Leihwagen wird »ausrangiert«. Die Nordwestbahn betreibt die Strecke übrigens auch nach 2006 weiter, merkte Meyer gestern an, dass die Entscheidung über den zukünftigen Betreiber der Strecke gefallen ist.
Mit »Automaten-Scouts« und einer erhöhten Servicequote in den ersten Wochen nach der Betriebsaufnahme unterstützte die Nordwestbahn ihre Kunden beim Fahrkartenkauf am Automaten. An einem Problem wird noch gearbeitet: Wenn viele Fahrgäste im Zug sind, bleibt mitunter zu wenig Zeit, um ein Ticket zu lösen.

Artikel vom 17.09.2005