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Glauben in den Alltag mitnehmen

Vorbild für Ulrich Radke war ein »untypischer Priester« - Sonntag Einführung

Von Matthias Kleemann
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Anecken ist für ihn kein Makel. »Auch Jesus war kein Leisetreter«, sagt Pfarrer Ulrich Radke (40), und: »Man muss als Priester nicht angepasst sein.« Schon seine Entscheidung, Priester zu werden, scheint von dieser Haltung geprägt zu sein. »Mein Vorbild war ein absolut untypischer Priester«, berichtet er, »ein Jesuitenpater, der schräg gegenüber von uns wohnte. Er war Gefängnisseelsorger in Moabit.«

Fasziniert hat ihn an der Aufgabe des Priesters die Begegnung mit vielen unterschiedlichen Menschen. Und das wird auch für Ulrich Radke in seinem neuen Wirkungsfeld, der Gemeinde und dem Pfarrverbund St. Ursula, im Mittelpunkt stehen, zunächst sogar verstärkt, denn es gilt, die Gemeinden kennen zu lernen. »Dabei geht das erste Jahr drauf«, weiß Radke aus Erfahrung.
Am kommenden Sonntag ab 14.30 Uhr ist zunächst der Einführungsgottesdienst. Ulrich Radke freut sich, dass auch die evangelischen Pfarrer aus Schloß Holte-Stukenbrock anwesend sein werden. Kennen gelernt hat er sie schon. »Ich finde es ganz toll, was hier an Ökumene schon gelebt wird.« Denn eigentlich sei es »ein Ärgernis, dass es noch zwei Kirchen gibt«.
Ulrich Radke möchte die Menschen in den Vordergrund seiner Arbeit stellen. Er will in die Familien, Kindergärten und Schulen gehen. Es sei wichtig, über den Glauben zu reden und aus der sonntäglichen Verkündigung etwas in den Alltag mitzunehmen. »Glaube ist keine Freizeitbeschäftigung.«
Radke stammt aus Berlin, Bezirk Neukölln. Die Eltern sind in der Gemeinde engagiert, der Vater als Rendant. Er geht auf die Ordensschule St. Marien der Armen Schulschwestern, Grundschule und Gymnasium. Nach dem Abitur, 1983, Studium in Paderborn, dorthin müssen alle Westberliner, die sich für den Priesterberuf entscheiden. Während dieser Zeit wechselt er zum Erzbistum Paderborn und kehrt nicht mehr nach Berlin zurück.
Ein Gemeindepraktikum absolviert Ulrich Radke bei der Kommende in Dortmund, zwei Diakonate in Wewelsburg und in Lennestadt (Sauerland). 1993 folgt die Priesterweihe und ein Vikariat in Bad Lippspringe und damit eine besondere Station. Denn dort wendet der junge Priester sich gegen den geplanten Neubau einer Kirche, der aus seiner Sicht nur Geldverschwendung ist. Der Streit gipfelt in einer Mahnwache vor der Baustelle des Gotteshauses. Zu diesem Zeitpunkt ist Radke aber schon Vikar in Lennestadt. »Ich habe mir für diese Aktion damals ganz offiziell Urlaub genommen.«
Die vorletzte Station seiner Priesterlaufbahn sind ab 2001 die drei selbstständigen Gemeinden Sommersell, Eversen und Entrup in Nieheim im Kreis Höxter. Zusätzlich war Radke im dortigen Dekanat als Jugendseelsorger tätig.

Artikel vom 16.09.2005