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Vater und Sohn sammeln Zweiräder

Privatmuseum in der Heide widmet sich Tretroller, Fahrrad oder Moped

Von Anita Pöhlig
Grußendorf (dpa/lni). Ob Tretroller, Fahrrad oder Moped - Vater und Sohn Tantius sammeln fast alles, was zwei Räder hat und einige Jahrzehnte alt ist.

»Unser Schwerpunkt liegt auf der Zeit des Wirtschaftswunders in den 50er Jahren, aber wir haben auch viele ältere Modelle«, erzählt Vater Egon Tantius. Der 55-Jährige hat im Laufe seines Lebens mehr als 200 Zweiräder zusammen getragen. Auch sein 34-jähriger Sohn Tobias ist längst vom Sammler-Virus des Vaters infiziert. 60 der historischen Gefährte stellen die beiden in einem kleinen Privatmuseum in Grußendorf im Kreis Gifhorn aus.
Als 16-Jähriger hatte Egon Tantius sein erstes NSU-Moped bekommen. »Das war gebraucht und musste repariert werden«, erinnert er sich. Als Lehrling in einer Autowerkstatt gelang ihm das ganz gut und fortan nahmen Freunde seine Reparaturdienste in Anspruch. Als sein Lehrherr Pleite machte, wechselte er zu einem großen Autobauer. »Viele Kollegen fuhren mittlerweile Auto und wollten ihre alten Mopeds loswerden«, erzählt der 55-Jährige. Für 20 Mark oder auch ohne Bezahlung nahm er die kleinen Mopeds mit einem Hubraum bis zu 49 Kubikzentimetern entgegen.
Auch alte Fahrräder kamen hinzu. »Unser Fahrrad-Sammlung ist mittlerweile aber so gut wie abgeschlossen«, sagt Vater Tantius. Nur einen großen Wunsch hat er noch: ein Hochrad - das sei jedoch nur schwer zu bekommen.
Als der Platz im Keller und in zwei angemieteten Garagen in seiner Heimatstadt Wolfsburg für die Sammlung nicht mehr ausreichte, zog er vor zehn Jahren in das Heideörtchen Grußendorf. Im Nachbarort wohnt inzwischen sein Sohn Tobias, der auf seinem Grundstück Platz für das Lager fand.
»Es gab mal 250 verschiedene Moped-Firmen in Deutschland«, erzählt Egon Tantius. Die meisten waren so genannte Konfektionäre, die die Einzelteile bei verschiedenen Herstellern erwarben, sie nach ihren Vorstellungen zusammen bauten und dann unter ihrem Namen verkauften. »Viele der Marken war nur regional bekannt«, sagt Tantius. Allein in Hannover habe es in den 20er Jahren etwa Anbieter gegeben, zu den bekannteren gehörten Runge und Avis Cela. Hochburgen seien Bielefeld und Nürnberg mit je fast 100 Werkstätten gewesen.
Besonders viele Exemplare haben Vater und Sohn von der Braunschweiger Firma Panther, überregional vor allem wegen ihrer Fahrräder mit Hilfsmotor bekannt. 1963 stellte das Werk mit 300 Mitarbeitern seine Produktion wegen einer Absatzkrise ein. »Bis heute treffen sich ehemalige Panther-Mitarbeiter einmal im Jahr bei uns«, berichtet Tantius. Überhaupt besuchten vor allem fachlich Interessierte das kleine Museum, aber auch Schulklassen kämen.

Artikel vom 29.10.2005