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AWO-Pläne als Schönheitsfrage

Windfang löst Grundsatzdiskussion aus

Versmold (OH). An den Plänen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zum Bau eines Windfangs vor dem Haupteingang des Gebäudes an der Altstadtstraße entzündete sich am Mittwoch eine kontroverse Diskussion im Planungs- und Umweltausschuss. Dass bei der Abstimmung dann doch eine überwältigende Mehrheit dem Vorhaben zustimmte, überraschte auch Bürgermeister Thorsten Klute.

Zwischenzeitlich war die Debatte gar zur Grundsatzdiskussion über die Arbeit in politischen Ausschüssen ausgeufert. Die AWO plant im Zuge der bereits laufenden Umbauarbeiten, den Haupteingang an der Altstadtstraße wieder zu reaktivieren. Derzeit ist das Gebäude nur durch einen Seiteneingang auf der Rückseite zu betreten. Diese Maßnahme soll mehr Gäste in das Gebäude locken, in dem auch die Stadt künftig Angebote eines Familienzentrums konzentrieren will. Uneins waren sich die Politiker allerdings nun, ob der geplante Windfang am Eingang zum Gebäudebild passe oder nicht.
»Unsere Fraktion stimmt nicht zu, weil der Charakter des Gebäudes, eines der wenigen historischen Häuser in Versmold, dadurch deutlich beeinträchtig wäre«, erklärte sachkundiger Bürger Steffen Hoppe (Grüne). Auch Heiner Kamp (FDP) sprach von Diskussionen innerhalb seiner Fraktion. »Wir sind uns nicht sicher, ob der Windfang zur Verschönerung des Gebäudes beiträgt und tun uns mit einer Zustimmung schwer.« Dass nicht die Schönheit der Maßnahme Gegenstand der Beratung sei, stellte Udo Plück (SPD) fest. Auch Bürgermeister Thorsten Klute warnte vor einer allzu »subjektiven Betrachtung«. »Wir müssen verlässliche Entscheidungen treffen und haben nicht die Schönheit zu beurteilen.« Hoppe und Kamp widersprachen Klute entschieden. Kamp sprach von der »Pflicht, über diese Frage zu diskutieren und nicht einfach alles abzunicken«.
Bauamtsleiter Hartmut Lüdeling bezeichnete den Entwurf als städtebaulich vertretbar und unproblematisch. Der glasbetonte Windfang stelle eine klare Abgrenzung zur historischen Substanz dar, dieser benutzerfreundliche Zugang werde von der AWO als notwendig angesehen. »Dies ist eine saubere Lösung.« Günter Uhlmann (CDU) pflichtete Lüdeling bei. Er bevorzuge lieber diese ehrliche Lösung eines klaren Schnitts als ein unsinniges Mischmasch.
Thorsten Klute betonte, dass es angesichts geplanter städtischer Nutzung des AWO-Zentrums auch seitens der Stadt ein gesteigertes Interesse an einer guten Akzeptanz der Angebote gebe. Das subjektive Ästhetik-Empfinden könne nicht das höchste Kriterium sein. Die Handwerker stünden in den Startlöchern, ein Vertagen der Entscheidung sei deshalb nicht zumutbar. Als Ausschussvorsitzender Lothar Hogreve dann zur Abstimmung aufrief, war die Verblüffung groß: Der Ausschuss gab ohne Gegenstimme grünes Licht.

Artikel vom 16.09.2005