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Seltene Exemplare:
AM Post Deutschland

Herforder Wolfgang Lublow findet alte Briefmarken

Herford (pjs). Briefmarkensammeln ist für viele ein schönes Hobby. Doch auch, wer die Postwertzeichen nicht sammelt, schaut sie sich gelegentlich etwas genauer an - so wie Wolfgang Lublow bei Archivarbeiten. Dabei stieß der 72-jährige Herforder kürzlich auf diverse Exemplare mit der Beschriftung »AM POST DEUTSCHLAND«.

»Sicher werden einige Ältere diese Briefmarken noch im Gedächtnis haben, aber vielleicht nicht wissen, was es mit dieser Abkürzung auf sich hat«, meint Lublow. Für historisch Interessierte hat der Rentner auch die Erklärung parat: »AM POST DEUTSCHLAND steht für Alliierte Militärpost in Deutschland.«
Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges hatten die Briefmarken der Reichspost für ungültig erklärt, ruft Wolfgang Lublow in Erinnerung, der aus Stolp in Pommern stammt und seit 1947 in Herford lebt. »Amerikaner und Briten führten deshalb in den von ihnen besetzten Gebieten die AM Post-Marken ein. Sie wurden von der Staatsdruckerei Washington und der Londoner Druckerei Harrison hergestellt und ab Juli 1945 in Braunschweig von der Firma Westermann gedruckt.« Da es damals in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens Engpässe gab, standen oft nicht genügend Briefmarken zur Verfügung. »Vereinzelt wurden deshalb so genannte Lokalausgaben herausgebracht. Im Kreis Herford war dies in Löhne der Fall«, berichtet der Rentner, der früher als Industriekaufmann tätig war und selbst Briefmarken sammelte.
In der 2. Auflage von Müllers Briefmarkenkatalog Neudeutschland aus dem Jahr 1947 fand er weitere Informationen: Danach handelt es sich bei der 31 x 26 Millimeter großen Löhner Briefmarken-Lokalausgabe um »nur zu Zeiten des Briefmarkenmangels vom Postamt Löhne i.W. verausgabte Gebührenzettel auf perforiertem (gez. 11 _), ungummiertem amtlichem Papier der Formblattnummer C 227 in Bogen zu 6x4 = 24 Stück (obere, rechte und untere Außenkante des Bogens ungezähnt). Papierfarbe gelblich, Wertangabe in den oberen Ecken mit Schreibmaschine. Handstempelaufdruck des Löhner Amtswappens in einem Kreis mit Inschrift ÝAmt Löhne-WestfalenÜ, quer durch den Kreis Kastenstempel ÝGebühr bezahltÜ.« Laut Auskunft der Reichspostdirektion Münster, so ist dem Katalog weiter zu entnehmen, wurden die Gebührenzettel am Schalter an die Postbenutzer verkauft und von diesen auf den Postsendungen angebracht. »Den âMüllerÕ habe ich übrigens damals nach dem Krieg in einem Herforder Briefmarkenladen gekauft, den es einige Jahre im Pöppelmann-Haus gab«, erklärt Wolfgang Lublow, der auf die 50 Jahre alten Zeitdokumente aufmerksam wurde, die - wie eine Nachfrage ergab - auch im Herforder Kommunalarchiv unbekannt waren.

Artikel vom 16.09.2005