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So schön vergeht der Sommer

Bunt, duftend, aber keinesfalls gratis - Blumen zum Selberschneiden

Von Anna Klöpper (Text und Foto)
Löhne-Wittel (LZ). Erst Narzissen und Tulpen, dann Ringelblumen und Iris, schließlich noch Dahlien und Sonnenblumen. So schön vergeht der Sommer auf dem Blumenfeld der Krutemeiers auf dem Wittel. »Blumen zum Selberschneiden«, lockt ein Plakat Autofahrer seit acht Jahren an den Straßenrand.

Ein gut 4 000 Quadratmeter großes, buntes Blütenmeer wartet auf Kunden - die es leider mit der Ehrlichkeit manchmal nicht allzu genau nehemen: »Ach, da habe ich schon die abenteuerlichsten Ausreden gehört«, winkt Bärbel Krutemeier ab. »Zum Beispiel, dass einige meinten, wir würden die Blumen nur als Zwischenfrucht anbauen - und dass man sich daher gratis bedienen könne.«
In der Hochsaison machen Bärbel und Ulrich Krutemeier deswegen häufig mal Stippvisiten zu dem Blumenacker, der gut 200 Meter von dem großen Bauernhaus entfernt liegt. Denn was von Frühjahr bis Herbst als bunter Flecken auf dem Wittel leuchtet, ist viel Arbeit für die beiden. »Von März bis Oktober stecken wir da insgesamt schon einige hundert Stunden Arbeit hinein«, sagt der Vollerwerbslandwirt.
Saatgut und Setzlinge für die bunte Pracht beziehen Krutemeiers vom Großhändler. »Aber bei uns wachsen die Pflanzen dann im Freiland auf - keine Topfpflanzen wie im Supermarkt«, sagt Bärbel Krutemeier. Die Idee, einen Teil ihrer Felder in einen Blumengarten zu verwandeln, kam dem Ehepaar als sie vor acht Jahren auf dem Rückweg von einer Hochzeitsfeier waren: »Da haben wir so ein Blumenfeld gesehen - und es selbst versucht«, erinnert sich Ulrich Krutemeier.
Mittlerweile ist die Arbeit Routine: »Im Frühjahr wird gepflügt, der Boden feingemacht, gesät und gepflanzt - und jetzt im Herbst muss alles wieder abgemulcht und untergepflügt werden«, beschreibt Bärbel Krutemeier den jährlichen Kreislauf. »Und das meiste dabei ist Handarbeit«, betont sie. Handarbeit ist dann für die Kunden auch das Selberpflücken und -binden der Sträuße. »Manchmal kommen die Kunden zu uns auf den Hof und schlagen vor, im nächsten Jahr doch mal diese oder jene Blumensorte anzubauen«, lächelt die 42-Jährige.
Auch Anfang Herbst lohnt sich noch ein Stop auf dem Wittel: »Die Sonnenblumen blühen jetzt, und die Stiefmütterchen fangen gerade erst an«, sagt die Landwirtin und hofft auf ehrliche Kunden, die weder ihr Geld vergessen noch sich beim Addieren der 50 Cent pro Blumenstiel verrechnen.

Artikel vom 16.09.2005