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»Wie ein Puzzle mit 1 500 Teilen«

Im Heimatverein: Familienforschungsgruppe Löhne gräbt in der Vergangenheit

Von Anna Klöpper (Text und Foto)
Löhne (LZ). Wer Licht in seine Vergangenheit bringen will, sollte keine Angst vor Sütterlin, Latein oder Althochdeutsch haben. »Wer weiter zurückgehen will als bis zu seinem Großvater, bekommt es mit reihenweise alten Schriften zu tun«, erklärt Reinhard Umlauft von der Ahnen- und Familienforschungsgruppe. 21 Leute fanden sich im Januar dieses Jahres zu einer Forschungsgruppe innerhalb des Heimatvereins Löhne zusammen.

»Einmal im Monat treffen wir uns, geben uns gegenseitig Tipps, wo sich gute Quellen aufgetan haben, und jeder gibt eine Zwischenbilanz, wie weit er schon gekommen ist«, erklärt Umlauft. Der Obernbecker steht der Gruppe mit drei jahrzehnten Erfahrung in der Ahnenforschung zur Seite.
Heinz Windmann ist einer der Familienforscher der ersten Stunde in der Gruppe - und schon recht weit gekommen: »Mittlerweile kann ich meine Ahnenlinie bis ins Jahr 1656 zurückverfolgen - aber jetzt wird es schon schwieriger. An Hinweise aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu kommen, ist nicht einfach«, berichtet der Rentner von seinen Problemen mit der Zeit von 1618 bis 1648. Das kann Reinhard Umlauft gut nachvollziehen. »Ich bin mittlerweile ebenfalls an einem toten Punkt angekommen, allerdings auch schon im Jahre 1497 angelangt.« Bis zu Bartolomäus Umblofft, einem Bauer aus Böhmen, hat er seine Wurzeln zurückverfolgt.
So weit in die Geschichte vorzudringen, ist nicht einfach. »Die größte Stütze bei unserer Arbeit sind die Kirchenarchive und die Standesämter«, sagt Umlauft. »Dabei muss man aber wissen, was man in welchem Archiv zu suchen hat.« Zum Beispiel, wenn man seine Ahnen im ostdeutschen Raum vermutet: »Da hat es weniger Sinn in den dortigen regionalen Kirchenarchiven zu suchen, denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von der russischen Bestzungsmacht das meiste nach Moskau gebracht - und heute lagert es im Zentralarchiv in Berlin.«
Zu Beginn gleiche die Arbeit eines Familienforschers ohnehin der eines Puzzlers. »Da ist es erstmal am besten, man setzt sich hin und wälzt das Telefonbuch«, rät Umlauft. So fing auch der gelernte Betriebswirt 1977 an: »Monatelang baute ich nach und nach Kontakte zu Umlaufts in ganz Deutschland auf, 250 Familien sind es mittlerweile.« Das sei sowieso das wichtigste bei der Arbeit eines Familienforschers: Kontakte. Und die richtige, systematische Herangehensweise: »Ich frage beispielsweise immer, wenn ich jemanden mit meinem Familiennamen ausfindig machen konnte, ob er evangelisch oder protestantisch ist. Dann weiß ich gleich, zu welcher meiner beiden Ahnenlinien väterlicherseits ich ihn rechnen kann.«
Während Reinhard Umlauft schon in einigen Archiven in ganz Deutschland Sterbe-, Geburts-, Heirats- und Todesurkunden gewälzt hat, sucht Heinz Windmann seine Vorfahren noch in Mennighüffen und Umgebung. Das könnte sich aber demnächst ändern. »Ich habe im Kirchenarchiv Hinweise gefunden, dass der Bruder meines Urgroßvaters 1858 nach Amerika ausgewandert ist. Da werde ich natürlich dranbleiben.« Vielleicht wird so der eine oder andere Amerikaner bald überrascht erfahren, dass er deutsche Wurzeln hat, die bis ins ostwestfälische Löhne reichen.

Artikel vom 16.09.2005