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Fachwerkruine wird in
Ladenzeile umgestaltet

Sanierung des Baudenkmals an der Wehmstraße beginnt

Von Rainer Grotjohann
und Sebastian Picht (Fotos)
Bünde (BZ). Jürgen Lax hat Erfahrungen mit alten Gemäuern in Bünde. Nicht erst seit der von ihm betreuten Baumaßnahme »Kino Universum« weiss der Mindener Architekt, dass bei Sanierungsmaßnahmen unter Denkmalsvorgaben hinter jedem Stein und jedem Balken eine böse Überraschung lauern kann. Und dennoch ist er optimistisch: »Dieses Baudenkmal ist spätestens im September 2006 bezugsfertig«.
Architekt Jürgen Lax aus Minden: »Im September 2006 bezugsfertig«.
Am Gebälk hat über Jahrhunderte der Zahn der Zeit genagt. Tragfähig ist ein Großteil aber noch immer.

Lax, Mitinhaber des Architekturbüros Lax & Wolf, redet von einer regelrechten - pardon - Bauruine, die wieder zu einem Schmuckstück in der Innenstadt werden soll: der Gebäudekomplex Wehmstraße 3 und 5, bekannt auch als Haus Wolfbauer.
Der Laie, der sich seinen Weg durch den verwinkelten Bau bahnt, mag dem Fachmann kaum glauben. Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, das Gebäude muss völlig entkernt werden. Eine Formulierung, die Lax nicht mag: »schrittweises Ersetzen« von abgängiger Bausubstanz ist ihm sympathischer. Und wohl auch eher der Sprachgebrauch des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege, das das zigfach im Laufe der Jahrhunderte um gebaute Objekt schon 1988 unter Schutz gestellt hat. Ohne Denkmalmittel (die Stadt gewährte einen Zuschuss von 120 000 Euro, das Land rund 184 000 Euro) wäre dieses Projekt finanziell nicht zu schultern: Die Gesamtkosten liegen bei etwa 850 000 Euro.
Nach ersten Sicherungsmaßnahmen hat die Zimmererfirma Heinrich Kleine aus Petershagen jetzt mit den Vorarbeiten begonnen. Dentrologische Untersuchungen werden folgen, das heißt: Das Alter des Bauholzes wird bestimmt. Da Baumaterialien immer wieder verwendet wurden, erhoffen sich Denkmalschützer und Architekt davon Aufschlüsse über das konkrete Baujahr. Das wird zwar (für das Hauptgebäude Wehmstraße 5) auf einem Eichenbalken mit 1734 abgegeben. »Muss aber nicht unbedingt stimmen«, hat Jürgen Lax seine Zweifel. Der im Winkel angebaute und etwas besser erhaltene Komplex Wehmstraße 3 ist mit großer Sicherheit Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet worden und war bis vor wenigen Jahren noch bewohnt.
Das ist Geschichte, denn weder dieser Teil noch das ursprüngliche Ackerbürgerhaus (Nr. 5) soll in Zukunft für Wohnzwecke genutzt werden. Ausschließlich Ladenlokale werden in dem Gebäudeensemble entstehen, auf jeweils zwei Ebenen und auf insgesamt etwa 350 Quadratmeter Nutzfläche. Bewegliche Glaswände und eine Galerie sollen den Innenraum im größeren Gebäudeteil hell und freundlich gestalten. Zwischen beiden Komplexen ist an der Westseite ein Wintergarten geplant. Die bisherigen Haupteingänge bleiben bestehen, ein weiterer kommt an der Wehmstraße hinzu. Kunden werden von einem Haus in das andere schlendern können.
Die Investoren hoffen hier, in absoluter 1a-Lage an der Fußgängerzone, gewerbliche Mieter zu finden. Da es bislang keine Probleme gibt, an der Eschstraße Läden zu vermieten, dürfte dies auch wenige Meter abseits der Haupteinkaufsstraße kaum Schwierigkeiten bereiten. Das könnte den finanziellen Kraftakt für den Bauherrn und seine Partner darstellbar machen.
Ende Februar, sofern der Winter nicht allzu streng wird, sollen die Rohbauarbeiten abgeschlossen sein. Die Maurerarbeiten sind bereits ausgeschrieben. Heimische Handwerksbetriebe sollen - wo irgend möglich - berücksichtigt werden.

Artikel vom 16.09.2005