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Übersetzt: Schönheit weinenden Glücks

Lyrisch-philosophische Sentenzen Karl J. Dierkes dreisprachig in Schloss Rheder


Von Wolfgang Braun
Rheder (WB). Kein Platz im Gartensaal des Schlosses Rheder blieb leer bei dieser außergewöhnlichen Lesung mit Karl-Joseph Dierkes.
Erst seit etwa zehn Jahren veröffentlicht der bundesweit renommierte, in Dalhausen lebende Bildhauer seine philosophisch-lyrischen Aufzeichnungen, die zu schreiben er als junger Soldat in Russland begonnen hatte. Seit dem ersten großformatigen Kunst-Band mit seinen Sentenzen, seit den 1996 erschienenen »Archaica«, veröffentlicht Dierkes in unregelmäßigen Abständen Sammlungen seiner Lyrik. Lesungen - zumeist in Hardehausen - stoßen gewöhnlich auf eine außerordentlich große Resonanz.
Die Lesung unter dem Titel »Im Lichte der Sonne« als Veranstaltung des Kulturrings Brakel am Sonntag in der bezaubernden Atmosphäre des Gartensaals im Schloss Rheder war ein Novum: Denn Dierkes hatte die Sentenzen von der in Paris lebenden Henrike Schmidt ins Französische und von Natalia Kikina, Moskau, ins Russische übersetzen lassen. Mit der in der Bretagne geborenen und jetzt in Herstelle lebenden Carole le Borgne und mit Werner Rüther, der am Beverunger Gymnasium Russisch lehrt, hatte Dierkes zwei hervorragende Kräfte gefunden, die den Übersetzungen ihre Stimme leihen konnten, während er den deutschen Part übernahm. Die Texte stammten aus dem 2000 erschienenen Sammelband »Die Schönheit des weinenden Glücks.«
Vor allem beim Vergleich der deutschen mit der französischen Version, der vielen auch nur mit recht schmalen Kenntnissen dieser Sprache möglich war, öffneten sich neue Klang- und Assoziationsräume. Nimmt man solche Sentenzen, wie »Der Wind auf den Bergen hat mich die Freiheit gelehrt« oder »Letztes Blatt schwebt still seiner Schönheit bewusst zur Erde - aufleuchtend sein Dank an die Sonne« so wird klar, wie meisterhaft es Dierkes versteht, scheinbar alltäglichen Beobachtungen in allgemein gültige, zu die Tiefen unsere Existenz berührende Aussagen zu läutern.
Der junge Thorsten Stop-pelkamp gestaltete auf seinem Tenorsaxophon in hervorragend einfühlsamer Weise die musikalischen Passagen der Matinee.

Artikel vom 16.09.2005