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Alle grübeln über Berliner Ergebnis

Brandner: »Kanzler hat überzeugt« - Lange: »Das war eine Protestwahl«


Altkreis Halle (WB). »Das Land braucht die Wende. Ich halte es für fraglich, dass dies mit einer großen Koalition funktioniert«, sagt CDU-Bundestagsabgeordneter Hubert Deittert. Zwar habe man es geschafft, Rot-Grün abzuwählen, aber keinen sauberen Wechsel hinbekommen. Sein eigenes Wahlergebnis sieht Deittert als Bestätigung seiner Arbeit. SPD-Bundestagsabgeordneter Klaus Brandner wertet den Wahlausgang als deutliches Zeichen, »dass die Menschen im Land den Wechsel zu Schwarz-Gelb nicht wollten. Der Kanzler und die Inhalte haben überzeugt.« Nun bestünden zwei Optionen: »Der Kanzler wird Grüne und FDP im Blick haben. Es wird auszuloten sein, wie der Reformkurs fortgeführt werden kann.« Marcel Raschke, Grünen-Spitzenkandidat im Kreis, ist positiv überrascht vom Ergebnis seiner Partei, sieht die Grünen auf jeden Fall in der Opposition. »Ich selbst habe gegenüber dem letzten Mal verloren. Dies ist jedoch nicht überraschend. Viele haben strategisch gewählt.« »Wir hatten auf einen Politikwechsel mit der CDU gehofft«, sagt Hans Matthieu, FDP-Kreisvorsitzender. »Auch wenn wir ein zweistelliges Ergebnis haben, kann das nicht zufriedenstellen, weil wir die zukünftige Politik nicht gemeinsam mit der CDU gestalten können.« CDU-Landtagsabgeordnete Ursula Doppmeier: »Wir müssen analysieren, warum die Menschen nicht geglaubt haben, dass wir den Kahn wieder flott bekommen.«
CDU-Landrat Sven-Georg Adenauer: »Ein enttäuschendes Wahlergebnis.« Die Union habe zuletzt nicht mehr mit einer Stimme gesprochen, verweist er auf die Personaldebatte Merz/Kirchhof und die Ost-Aussage Edmund Stoibers. Eine »schwierige Konstellation« sieht Helga Lange (Grüne) für die Bundespolitik: »Es wird schwierig, eine Koalition zu bilden, die die Probleme lösen kann.« Einen klaren Sieger gebe es nicht. Die Linken hätten mit ihrer Protestpolitik viele angesprochen und damit den anderen Parteien Potential weggenommen: »Das war eine klare Protestwahl.« Heiner Kamp, FDP-Kandidat im Kreis, freut sich über das bundesweit gute Ergebnis, das für ihn im Vordergrund gestanden habe. Für ihn persönlich sei es wichtig gewesen, im Kreis auf dritter Position zu liegen. »Eine gute Nachricht, dass Rot-Grün abgewählt ist. Die Regierungsbildung in Berlin wird schwierig, weil uns dort Gütersloher Verhältnisse erwarten«, verweist CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Michael Brinkmeier auf die fehlenden klaren Mehrheiten.

Artikel vom 19.09.2005