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Vieltelefonierer »nervlich mitgenommen«

Von Betrugsvorwurf freigesprochen - Gutgläubige Bekannte in Hiddenhausen ausgenutzt

Hiddenhausen (cl). Betrug wurde dem 29-jährigen Bernd M. (Name geändert) beim Amtsgericht vorgeworfen. Für seine Wohnung in Herford war ein Telefonanschluss mit allem Komfort freigeschaltet worden.

Als Adressatin für alle Rechnungen war eine Bekannte in Hiddenhausen angegeben worden, die allerdings fest behauptete, weder den Auftrag erteilt noch die schriftliche Bestätigung erhalten zu haben. Da aber Verteidiger Horst Klockenbrink für seinen Mandanten ein an die Frau gerichtetes Schreiben der Telekom präsentieren konnte, tauchten Zweifel an der Zeugenaussage auf und der Angeklagte wurde freigesprochen. »Wahrscheinlich haben Sie ihm erst aus Gutmütigkeit geholfen und dann einen Rückzieher gemacht, als Sie merkten, wie verschwenderisch mein Mandant davon Gebrauch gemacht hatte.« Allein im Januar vertelefonierte Bernd M. mit 0190- und 0900- Nummern fast 1000 Euro!
Der Angeklagte sagte gar nichts: »Mich nimmt das alles nervlich viel zu sehr mit!« lamentierte er. Die jungen Leute hatten sich im September 2004 kennengelernt. »Es war nichts Intensives« meinte die Hiddenhausenerin, zog aber vorübergehend bei ihm ein und meldete ihr Telefon nach Herford um. Doch Anfang Dezember waren sie und ihr Telefon schon wieder dauerhaft in Hiddenhausen. Bernd M. vermisste die Telefonverbidung mehr als die Frau und bat sie, ihn Ende Dezember zum Telefonladen zu begleiten. Dort kam es nur zu einem Beratungsgespräch, doch wenige Minuten später kehrte Bernd M. noch einmal allein kurz in den Laden zurück. Er selbst konnte gar keinen Telefonanschluss bestellen, da er als Altschuldner (über 2 000 Euro) gesperrt ist.
Der Prozess wurde nicht einfacher, weil die Telekom inzwischen die T- Punkt-Läden als GmbH ausgegliedert hat. So wusste der Bielefelder Telekom-Beamte auch nicht, ob der damalige Mitarbeiter noch in dem Laden an der Höckerstraße beschäftigt ist und als Zeuge geladen werden könnte. Wie allerdings die Telekom und die speziellen Anbieter der teuren Nummern zu ihrem Geld kommen sollen, bleibt deren Problem.

Artikel vom 15.09.2005