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Roahner Herwstmarkt 1942

Elfriede Sudbrink aus Kleinendorf erzählt auf Platt

Rahden (WB). Anlässlich der 60. Wiederkehr des Kriegsendes hat Elfriede Sudbrink ihr Buch »Erinnerungen ut miene Kinnertied in twäiten Weltkrieg« veröffentlicht. Sie schildert in plattdeutscher Sprache, wie sie als Kind die Zeit während des Krieges erlebt hat. In der heutigen Folge geht es um den »Roahner Herwstmarkt 1942«.
Elfriede Sudbrink schreibt auf Platt, um die Sprache für die Nachwelt zu erhalten.

Ganz glücklich wass ick, fief Mark Martgeld harre ick in'ne Tasken. Jedet Johr wass Mama mett mi non Marte wesen, oaber dütt Johr wull säi sick nich däi Tiet nehm un ick schull alleene henn. Ganz alleene, wass mi doch son beet'n unheimlich. Ick bin dou no use Vorwandten in Roahn föhrt un mien Cousenk Ewald, ess met mi non Marte goahn.
Bi Mama dröffte ick blous in't Kinnerkarussell, dat wass fo Ewald gornix. Dat Kettenkarussell un däi Schiffsschaukel han'n ett öhne andoan. Dat güng Ewald gornich dörlik genou, mi wuret ganz schlecht, oss höi so houge schaukel dö. In dat Raupenkarussell kräig ick Angst, oss doa son Vodeck harroaber güng un ett ganz düster wure. Uck an'ne Schießbude troure sick Ewald rann, häi schöit fo mi un ganze handvull Bloum'n.
In Kino sind wi wesen, dat wass bi Schwettman, ick wass doa no nie inne wesen. Däi Film, däi doa wiest wure, hetere »Quax, der Bruchpilot«. Ick häbbe dou ton erstenmoal Heinz Rühmann säihn. Ett wass toun Kranklachen, watt däi in den Film olles anstellde. Ganz begeistert wass ick un harre in Huse veel tou votell'n. Papa fraire sick mett mi, häi harre denn Film oss Soldoat uck moal säihn. Däi Film ess mi lange in Erinnerung bleem. Uck däi Bloum'n, däi Ewald fo mi schoat'n harre, häbbe ick uppbewahrt, däi stün'n bi uss in'ne Stoam upp'n Schappe.
Däi annern Dage güng Papa sien Urlaub tou Enne. Schwoarn Hat'ns bröchten Mama un ick Papa non Bahnhoff. Ick vogete gornich, oss Papa mi in Arm namm un tou mi see: »Du hess mi 'ne groute Fraide maket, dat du so fliedig hullpen hess. Du moß mi vospreeken, schull ick nich wia kom, dat du jümmer lieb tou Mama bis.«
Ganz trourig würn wi un häbbt Papa so lange nohwunken, wi wi denn Zug säihn kön'n. Häi mößte nu den wiet'n Wegg no Russland antreen un man wüßte nich, wann un ob man sick wia söig.
Das Buch zu den Geschichten »Erinnerungen ut miene Kinnertied in twäiten Weltkrieg« kann man in der Buchhandlung »Das Buch« in Rahden oder bei Elfriede Sudbrink, Tel. 0 57 71/30 76, erhalten.

Artikel vom 15.09.2005