19.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Diva dreht auf

Micoud führt Werder zum Sieg gegen Dortmund

Bremen (dpa). Die französische Diva gab sich wieder mal die Ehre: Mit einer der zuletzt seltenen Galavorstellungen meldete sich Johan Micoud gegen Borussia Dortmund eindrucksvoll zurück und führte Werder Bremen zu einem furios herausgespielten 3:2 (1:1)-Sieg.
Gemeinsam mit dem trefflichen K&K-Sturm sorgte der umstrittene Mittelfeldstar dafür, dass den Bremern mit herrlichem Offensiv-Fußball der beste Start in die Bundesliga seit elf Jahren gelang. »Es sind solche Spiele, in denen er den Unterschied ausmacht«, lobte Werder-Manager Klaus Allofs den Spielmacher des einzigen ernsthaften Bayern-Jägers.
»Er hatte im Mittelfeld die Fäden in der Hand und war auch noch torgefährlich«, schwärmte Allofs, der die vergangene Saison des eigenwilligen Starspielers kritisierte: »Da hat er nicht das Niveau des Meisterjahres gezeigt.« In der hochklassigen Partie gegen den BVB zeigte Micoud eine Steigerung, bereitete nach Miroslav Kloses (37.) Treffer den Heber von Ivan Klasnic (53.) mit einem genial gelupften Pass vor und erzielte den entscheidenden Treffer (78.) selbst.
»Er ist auf einem sehr guten Wege«, kommentierte Allofs süffisant. Der Manager weiß, dass die Bremer nur mit einem Micoud in Topform die Möglichkeit haben, mit den Münchenern mitzuhalten. »Wir schauen nicht so sehr, was Bayern oder der HSV machen«, erklärte der Manager, betonte aber zugleich: »Mit einigen anderen sind wir Anwärter auf den Titel.« Und Micoud selbst stellte fest: »Wir treten immer an, um Titel zu gewinnen.« Wenn die Mannschaft »diesen Geist beibehält und so weiterspielt, dann haben wir gute Chancen, das Ziel zu erreichen.«
Die weiterhin ungeschlagenen Bremer überzeugten wie gegen Barcelona mit bedingungslosem Sturm und Drang. »Die haben uns 90 Minuten unter Druck gesetzt«, gestand BVB-Verteidiger Christoph Metzelder: »Es war das erste Mal in dieser Saison, dass wir nicht die bessere Mannschaft waren.« Die Werderaner zeigten sich dabei von der Niederlage gegen die Katalanen gut erholt und trumpften phasenweise groß auf. Weder von der frühen Führung noch dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Ebi Smolarek (8./69.) ließen sie sich aus dem Konzept und aus der Ruhe bringen.
Immer stärker wird auch Werders Abwehr, dieses Mal mit dem jungen Leon Andresen für Petri Pasanen (Schädeltrauma) in der Zentrale neben Naldo. Allein Christian Schulz erweist sich auf der linken Seite der Viererkette als Sicherheitsrisiko, da er von Mittelfeldspieler Tim Borowski nicht ausreichend unterstützt wird.
Während Thomas Schaaf seine überzeugende Mannschaft loben durfte, hatte sein Kollege jede Mange Kritikpunkte. »Wir haben zu weit vom Mann gestanden und haben zu viele Fehler in der Abwehr gemacht«, klagte der Dortmunder Coach Bert van Marwijk und fügte an: »Wir waren zu unruhig bei Ballbesitz.« Immerhin musste er anerkennen: »Wir haben gegen eine absolute Topmannschaft verloren.«

Artikel vom 19.09.2005