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Arbeit für Jugend Top-Thema

Berufskolleg: Bundestagskandidaten diskutieren mit Brakeler Schülern

Von Michael Robrecht
Brakel (WB). Der Wettbewerb um die Wählergunst findet täglich an unspektakulären Orten statt: in Fußgängerzonen, in Kneipenhinterzimmern und an Haustüren. Gestern trafen sich die Kandidaten vor einer ungewöhnlichen Kulisse: 300 Schüler löcherten in einer Aula die Politiker mit ihren Anliegen.

Ökosteuer, hohe Schülerfahrtkosten, Studiengebühren, Jugendarbeitslosigkeit, Wirtschaftslage und Energiepolitik - die Jungwähler des Adolph-Kolping-Berufskollegs Brakel sprachen diese Themen immer wieder an. »Das war eine sehr gute Diskussion«, freute sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Herrmann und drückte damit auch aus, was sein SPD-Mitbewerber Johannes Reineke und Grünen-Kandidat Herbert Falke dachten.
Auffällig bei der von Dennis Rolff geleiteten Wahlkampf-Runde: Die jungen Leuten sind sehr beunruhigt über fehlende Lehrstellen und die lahmende Wirtschaft. Herbert Falke beklagte, dass die Politik immer weniger Einfluss auf die Arbeitsplatzentwicklung habe; selbst Brakeler Firmen dächten über die Verlagerungen ins Ausland nach. Die Globalisierung nehme Deutschland viel Kraft. Johannes Reineke (SPD) wies auf die Förderung regenerativer Energien durch Rot-Grün hin. 1000 Unternehmen in OWL beschäftigten sich damit, Jobs entständen Die Halbierung der Arbeitslosigkeit zu versprechen, das bezeichnete Reineke offen als Fehler von Kanzler Schröder. Doch niemand habe Patentrezepte für den Arbeitsmarkt.
Die fünf Millionen Arbeitslosen sind für CDU-MdB Herrmann das Kernproblem in diesen Tagen. 141 000 arbeitslose Jugendliche (400 im Kreis Höxter) und der Verlust von 400 000 sozialversicherungspflichtigen Jobs jedes Jahr seien nicht hinnehmbar.
Die Bürokratisierung gelte es zu bekämpfen. Rot-Grün habe 1000 neue Gesetze erlassen und sattele auf EU-Vorschriften noch etwas oben drauf. Jürgen Herrmann lehnte eine weitere Schuldenerhöhung ab, »das müssen meine Kinder noch bezahlen«. Die CDU sei 1998 abgewählt worden, weil die Zahl der Arbeitslosen nicht verringert wurde; das erlebe jetzt auch Rot-Grün. SPD-Kandidat Reineke legte den Schülern ans Herz, auf eine gute Bildung zu achten. Auch Auslandsaufenthalte seien für den Berufsweg hilfreich.
Eine Schülerin beklagte, dass die Menschen seit Jahren immer weniger Geld in der Tasche haben. Ein Schüler befürchtete, dass Bildung bald nur noch für Kinder aus finanziell gut gestellten Verhältnissen bezahlbar sei. Bedauert wurde auch, dass es mit Blick auf Arbeitslosigkeit und Geldmangel in Familien Frustration gebe. Auch dass Firmen stark rationalisieren, bedrückt viele Schüler.

Artikel vom 14.09.2005