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Christopherus muss unter Verschluss bleiben

Seltene Funde in der Neustadtkirche beim »Tag des offenen Denkmals« präsentiert

Warburg (vah). Mehr als 150 interessierte Besucher haben am Sonntag an zwei Führungen in der Warburger Neustadtkirche teilgenommen. Anlässlich des »Tages des offenen Denkmals« wurden dort die sensationellen Funde präsentiert, die im Mai 2004 im Hochchor gemacht wurden.

Zu sehen waren das 500 Jahre altes Christopherus-Wandbild sowie ebenso alte Drucke, so genannte Inkunabeln, mit Szenen eines Totentanzzyklusses. Daneben wurden noch Graffiti (Jahreszahlen, Namen und Bauskizzen) gezeigt, die um das Jahr 1500 in den frischen Putz der Kirchenwand geritzt wurden. Jahrhunderte waren Christopherus-Bild, Graffiti und Inkunabeln vom hölzernen Chorgestühl, dem so genannten Kalandsgestühl, verdeckt. Die Rückwände der Bänke hatten vor allem das Wandgemälde des Heiligen vor dem Sonnenlicht und damit vor dem Verfall geschützt. Als sie im Mai vergangenen Jahres abgerückt wurden, um aufgearbeitet zu werden, traten die Funde wieder ans Tageslicht.
Bereits am Sonntagvormittag nach dem Hochamt präsentierte Pfarrer Heinz Eickhoff 100 Besuchern die in der Fachwelt als Sensation angesehenen Entdeckungen. Am Nachmittag waren 50 Besucher zur Führung von Andreas Kropp gekommen.
Der Architekt aus der Altstadt erläuterte in diesem Zusammenhang auch, wie mit den Funden in der Zukunft umgegangen werden soll. Geplant sei, das Chorgestühl - wie auch vor der Renovierung - wieder vor die Funde zu platzieren. Allerdings sollen die schweren Bänke dann auf Rollen gestellt werden, um sie bei Bedarf leichter wegziehen zu können.
Noch nicht fest stehe jedoch, ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Funde für die Nachwelt zu sichern. Sieben Klimamessgeräte sind derzeit im Hochchor und hinter den Behelfsverschalungen aus Holz aufgestellt worden. Alle 30 Minuten messen sie die Temperatur und Feuchtigkeit, so dass die Experten nach Auswertung der Daten die Konservierungsmöglichkeiten besser einschätzen können. Vor allem gelte es ein Klima zu schaffen, das den Silberfischchen nicht gefällt. Diese kleinen flügellosen, lichtscheuen und agilen Insekten sind dafür verantwortlich, dass bereits große Teile der Inkunabeln zerstört sind.
Auf jeden Fall verdeckt werden müsse der Christopherus. Der Heilige wurde mit leimgebundenen Farben auf die Wand gemalt, die sehr anfällig sind. Geplant wird, eine 1:1-Kopie (eventuell eine Fotografie) im Kirchenraum zu platzieren.
Die Wissenschaftler, die den Christopherus sowie die Inkunabeln und die Graffiti zuletzt unter die Lupe genommen haben, werten nach Informationen von Andreas Kropp ihre Daten derzeit aus. Das Landesamt für Denkmalpflege plane, diese Erkenntnisse in einem Buch zu publizieren.

Artikel vom 13.09.2005