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»Krieg und Frieden« auf
Rädern hautnah er-fahren

Tag des offenen Denkmals: Vortrag und Ritterspiele

Steinhagen (el). Grenzen sind wichtig für »Krieg und Frieden«. Darum standen beim Tag des offenen Denkmals in Steinhagen zu diesem Motto auch alte Grenzen im Mittelpunkt. Wie diese damals von Ritter verteidigt wurden, probten die Kinder im Schlichte-Carree.

Der zweite Weltkrieg und die Wiederaufbauphase gaben entscheidende Impulse für den Denkmalschutz. Darum beschäftigte sich der diesjährige Tag des offenen Denkmals mit dem Thema »Krieg und Frieden« und öffnete sich auf diese Weise auch für vorhergehende Konflikte. Und die gab es zu Hauf. So verweisen beispielsweise die Steinhagener Landwehren auf mittelalterliche, eigentlich sogar römische Zustände. Ein Grund für Erich Wehmeier, dem Thema auf der Grundlage des Soester Heimatforschers Horst Brauckmann einen Vortrag und eine Radtour zu widmen.
So erfuhren zunächst 20 Zuhörer im Steinhagener Museum, dass das Wort »landweri« erstmals im neunten Jahrhundert auftauchte und eine spezielle Verteidigungsanlage aus Wällen und Hecken, Gräben und Schlagbäumen bezeichnete. Reste einer solchen Anlage, von der es rund um und in Steinhagen mehrere gab, waren dann zusammen mit einigen Wehrmachtsfahrzeugen am Hof Brinkmann in der Patthorst zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin gaben heutige Straßen einen zusätzlichen Eindruck von alten Grenzen und Wegerechten - wie am »Schürenstein«, einem alten Grenzstein, der sogar einmal Schauplatz eines Mordes war.
»Es ist nicht selbstverständlich, beim Tag des offenen Denkmals mitzumachen«, sagte Bürgermeister Klaus Besser zur Begrüßung. »Wir sind eine der wenigen Gemeinden im Kreis, die dabei sind, weil wir viel zu zeigen haben.« Er verwies vor dem Hintergrund des Mottos nicht nur auf die Bodendenkmäler und die Kirchen Steinhagens, sondern auch auf das Kriegsende, das in einer Fotoausstellung von Helmut Dellbrügge dokumentiert wurde, und auf den Haller Willem. Dieser war wohl nicht von strategischer Bedeutung, spekulierte er, dennoch habe er Truppen tranportiert und seine Rolle im Krieg gespielt.
Kriegspielen zu Trainingszwecken war auch das eigentliche Ziel von Ritterturnieren. Was sich die Pfadfindergruppe »Roter Milan« aber hier hatte einfallen lassen, machte einfach nur Spaß. So kugelten beim Balkenschlagen die Teilnehmer ins Stroh, knallten die zerschlagenen Ballons, probierten sich »Papp«-Ritter beim Ringestechen vom Schubkarren-Ross. Und wer mit vollständigem Laufzettel der Stationen, schönster Bauklotzburg und häßlichster Fratze am Pranger brillierte, der erhielt nicht den Dank eines Burgfräuleins, sondern freute sich auf Premien, die von den Steinhagener Banken gestiftet worden waren.

Artikel vom 12.09.2005