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Für Plattdeutsch kämpfen

Kreisheimattag will sich für Erhalt stark machen


Von Felizitas Körner
Rahden (WB). »Heutzutage hat jeder die Chance zu kämpfen für das, was ihm wichtig ist. Also lasst uns fürs Plattdeutsche kämpfen!«, forderte Landrat Wilhelm Krömer Zuhörer und Zuhörerinnen der Aktionstage Minden-Lübbecker Platt am Samstag beim Kreisheimattag im evangelischen Gemeindehaus in Rahden auf.
Oft erkenne man den Wert einer Sache erst, wenn diese schon fast verloren sei; so solle es beim Plattdeutschen nicht sein. Das hätten sich die Heimatfreunde vorgenommen. Bücher, Zeitungsartikel, plattdeutsche Theaterstücke und dergleichen zeigen, dass das Plattdeutsche noch längst keine tote Sprache ist, und doch gibt es immer noch die weit verbreitete Meinung, dass Plattdeutsch eine minderwertige Sprache sei.
»Dagegen sollen die Menschen hier in der Region Zeichen setzten«, meinte Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke«, »Und sei es, dass der Anrufbeantworter mit einem plattdeutschen Spruch besprochen wird. Jeder noch so kleine Schritt zählt.«
Auch Pfarrer Werner Milstein ist der Meinung, dass »man die Sprache der Menschen sprechen soll, ohne ihnen nach dem Mund zu reden, nur so erreicht man sie.« Er zitierte dabei Martin Luther, »der dem Volk auf den Mund schauen wollte und somit die Bibel zu ihm gebracht hat.«
Dass das Plattdeutsche die Sprache der Menschen hier in der Region ist, zeigten auch die Kinder: Der DRK-Kindergarten Wehe bot eine entzückende »Showeinlage« mit Holzschuhtanz und plattdeutschem Gesang.
»In einem Europa, das immer vielschichtiger und multikultureller wird, ist es besonders wichtig, uns auf unsere Wurzeln zu besinnen. Nur wer seine Identität und seine Vergangenheit kennt, kann die Zukunft aktiv mitgestalten«, gab Landrat Krömer zu bedenken. »Gerade in dem Bereich Traditionspflege sind die Kreisheimattage ein wichtiger Beitrag.«
Der anschließende Festredner Frerk Möller aus dem Institut für Niederdeutsche Sprache in Bremen ging in seiner Rede ebenfalls auf die Zukunftsperspektiven des Plattdeutschen ein: »Die Sprache ändert sich dauernd, aber sie stabilisiert gleichzeitig auch die von uns gewohnte Welt. So modern, neugierig, aufgeschlossen, wie die Sprecher sind, so ist es auch die Sprache. Es liegt an uns, ob wir dem Plattdeutschen eine neue Stellung in der Welt geben.«
Bei der Gruppenarbeit am Nachmittag beschäftigten sich die Teilnehmer ebenfalls mit dieser Thematik: Plattdeutsche Aktivitäten in den Heimatvereinen, der Kirche, in Kindergarten und Schule sowie die Unterschiede des Plattdeutschen im Kreis Minden-Lübbecke wurden genauer durchleuchtet.
Besonders bei der Gruppe »Kindergarten und Schule« stellte sich heraus, dass die große Resonanz der Eltern sowie plattsprechenden Kindern unter anderem durch die Modernität hervorgerufen wurde, mit der das Plattdeutsche gelehrt wird: »Inhalte von heute für Kinder von heute«, ist dabei sicherlich einer der Hauptlehrsätze.
Als Fazit lässt sich feststellen, dass das Plattdeutsche in den Köpfen der Menschen als positiver Teil wahrgenommen wird und nicht - wie vor 30 Jahren noch - eher abgelehnt wurde. Das Bewusstsein ändert sich und der Einzelne kann daran mitwirken. »Packt wie dat an, et givt noch vääl to doan«

Artikel vom 12.09.2005