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Trostpflaster Team-Titel

Formel 1: Silberpfeile wollen sich eine Trophäe sichern

Spa (dpa). Beim Kampf um das Erbe von Michael Schumacher rechnet sich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug kaum noch Chancen für seinen Piloten Kimi Räikkönen aus.

Es sei »eher unwahrscheinlich«, dass der Finne den Rückstand von 25 Punkten auf Fernando Alonso in der WM noch aufholen könne, sagte Haug trotz des sechsten Saisonerfolgs des McLaren-Mercedes-Piloten beim Großen Preis von Belgien. In den letzten drei Formel-1-Rennen in Brasilien, Japan und China wollen sich die Silberpfeile wenigstens die Marken-WM als Trostpflaster holen. »Für ein Team ist das ein sehr, sehr wertvoller Titel«, sagt Haug. Nur einmal, im Jahr 1998, hat die britisch-schwäbische Kombination diese Trophäe bisher gewonnen.
Lediglich sechs Punkte trennen McLaren-Mercedes vor den letzten drei Rennen noch von Renault (146:152). Titelverteidiger Ferrari ist mit 90 Punkten als Dritter abgeschlagen. Genau wie Schumacher (55) in der Fahrerwertung gegen Räikkönens Teamkollegen Juan Pablo Montoya (50) muss die Scuderia auch im Duell um die Marken-WM um Platz drei bangen. Toyota liegt nur noch zehn Zähler zurück. »2005 ist einfach nicht unser Jahr«, sagte Ferrari-Teamchef Jean Todt. »Das war wieder einmal eines der Erlebnisse in diesem Jahr, die wir ganz schnell wegstecken müssen«, so Schumacher auf seiner Homepage.
In Spa war der Noch-Weltmeister vom Japaner Takumo Sato im BAR-Honda von der Strecke geschubst worden. »Ich hätte zwar ziemlich sicher einige Punkte holen und nach Juan Pablos Ausfall damit sogar meinen Vorsprung auf ihn ein bisschen ausbauen können. Aber darum wäre es sowieso nicht gegangen. Außerdem: hätte, wenn und wäre gehören nicht zu meinem Wortschatz«, sagte der 36-Jährige.
Nach sechs Markentiteln in Serie sind in diesem Jahr Renault und McLaren-Mercedes die stärksten Kräfte in der Formel 1. Kein Wunder, dass Haug schon »ein absolut positives Fazit« zog. »Wir sind auf Kurs. Titel hin, Titel her. Es geht in die richtige Richtung.« Nach den ersten vier Rennen, die der britisch-schwäbische Rennstall gründlich verpatzt hatten, führte Renault mit 46:24 Punkten.
Alonso legte damals mit einem dritten Platz und zwei Siegen in Australien, Malaysia und Bahrain den Grundstein zum wahrscheinlichen Gewinn des WM-Titels. Acht der letzten elf Rennen hat McLaren-Mercedes gewonnen. »Egal, wie Kimi in Brasilien abschneidet. Ich brauche jetzt nur noch sechs Punkte«, sagte er. »Alonso weiß, dass er Weltmeister sein wird, man sieht es ihm an, und er fährt auch wie die Nummer eins«, schrieb die spanische Sportzeitung »As«.
Alonso will sich nicht mit dem Fahrertitel zufrieden geben. »Ich muss versuchen, immer auf das Podium zu fahren, um dem Team auch in der Konstrukteurswertung zu helfen«, kündigte er an. Doch das dürfte schwieriger werden, als den populäreren Fahrertitel zu gewinnen. Wäre Juan-Pablo Montoya in Spa nicht kurz vor Rennende von der Strecke befördert worden, hätten die Silberpfeile die Führung übernommen.

Artikel vom 13.09.2005