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Gold liegt an der Hederquelle

Upsprunge siegt bei der Dorfolympiade -ÊBoke und Fürstenberg auf den Plätzen

Von Marion Neesen, Heinz-Peter Manuel und Karl Pickhardt
Kreis Paderborn/Upsprunge (WV). Die Nachricht schlug ein wie der Blitz aus heiterem Himmel. Als allerletzter Ort war Upsprunge ins Rennen um die Schönheitskrone der Dörfer im Kreis Paderborn gestartet. Als strahlender Sieger ließ das Örtchen an der Heder wie ein Phönix aus der Asche alle anderen Bewerber hinter sich. Doch gerechnet hatte in Upsprunge damit so recht niemand. Über Silber freut sich Boke, über Bronze Fürstenberg.

Mit ihrer dörflichen Gemeinschaft, einer vorbildlichen Aussiedler-Integration und der Planung eines Dorfzentrums mit Mühlenbetrieb im Hederquellgebiet punktete Upsprunge am meisten bei der Bewertungskommission um Kreisdirektor Heinz Köhler. So eroberte der Hederort unter 22 teilnehmenden Orten die Goldmedaille und wird mit 1600 Euro belohnt. Der Siegerort mit seinen 2018 Einwohnern nimmt außerdem erstmals am Landeswettbewerb (2006) teil. Silber-Dorf Boke erhält 1300, Bronze-Dorf Fürstenberg noch 1100 Euro.
Landrat Manfred Müller sprach am Freitag von einem Höhenflug des Dorfengagements im Paderborner Land. In vielen Orten sei ein Trend zu vereinsübergreifenden Aktivitäten spürbar. »In unseren Dörfern lebt man miteinander und nicht nebeneinander«, gratulierte Kommissions-Chef Kreisdirektor Köhler: »Wo gibt es das schon, dass ein Dorf wie Harth seit 50 Jahren Theater spielt und schon nach dem letzten Vorhang für das nächste Jahr fast ausverkauft ist?.«
In Upsprunge jedenfalls war der Jubel grenzenlos. Was allerdings Ortsheimatpfleger Norbert Schulte gedacht hat, als er gestern Mittag unerwartet auf schnellstem Wege zum Bürgermeister beordert wurde, bleibt wohl erst einmal sein Geheimnis. »Jedenfalls hat er ganz schön platt geguckt«, lacht Michael Dreier, denn der erste Mann der Stadt überbrachte seinem Hauptamtsleiter die Nachricht, dass dessen Heimatort das schönste Dorf im ganzen Kreis ist. »Das kann nicht sein«, brachte der Hauptamtsleiter schließlich noch hervor, »davon hätten wir nicht zu träumen gewagt. Ein bisschen besser als Platz sieben wollten wir abschneiden, aber in der Spitzengruppe zu landen. . . « Ortsvorsteherin Agnes Ilse erwischte die Nachricht im Büro. »Ich kann es überhaupt nicht fassen«, so Ilse, »ein ganz kleines bisschen hatte ich ja mit Platz drei geliebäugelt, aber das... « Ihr Vorgänger und Küster Hubert Humpert ließ denn auch sogleich die Glocken läuten, am Bürgerhaus wurde eine spontane Feier organisiert und mit Sekt auf den Sieg angestoßen. Abends machten die Upsprunger dann nochmal richtig ein Fass auf.
Währenddessen freute sich Delbrücks Stadtoberhaupt Robert Oelsmeier mit »gebremster Euphorie« (»Platz eins wäre schon schöner gewesen«) über »Silber« für Boke.
Für den Boker Heimatvereinsvorsitzenden Reinhard Schulte war das Ergebnis ein »schöner Erfolg«. Nach dem Landesgold 1993 und sieben Jahren Zwangspause habe sich das geschichtsträchtige Lippedorf mit seinen 2750 Einwohnern nach Platz vier nun schon wieder aufs Treppchen vorgearbeitet, sagte er. Diesen Erfolg werden man ganz sicher feiern, mit einem Fest könnten er und seine Kollegen im Vorstand auch ihren Dank für das große Engagement der Einwohner würdigen.
Als Pluspunkte für seinen Ort nannte Schulte das stetige Bemühen der vergangenen Jahrzehnte, die ehemalige Streusiedlung zu verdichten und zu einem »richtigen« Ort zusammen zu führen: »Heute haben wir einen geschlossenen Ortskern und eine ordentliche Infrastruktur«, verwies Schulte auf Versorgung mit Geschäften und Ärzten sowie 27 Vereine. Schließlich hob er den Gemeinschaftsgeist heraus, der unter anderem dazu geführt habe, dass in Boke erst im vergangenen Jahr ein eigener Löschzug der Feuerwehr gegründet worden sei.
Auch Dank eines tatkräftigen Fördervereins sei man in der Lage, mit sehr geringen finanziellen Aufwendungen einen vernünftige Wehr auf die Beine zu stellen.
»Wir werden sicherlich beim heutigen Fest der Soldatenkameradschaft auf den Erfolg anstoßen«, freute sich der Fürstenberger CDU-Ratsherr Helmut Münster über Platz drei und damit Bronze für das Karpkedorf. Auch Ortsvorsteherin Gisela Weitekamp zeigte sich »glücklich« über den Erfolg.
In der Vergangenheit hatte Fürstenberg, das bislang nahezu alle Wettbewerbe bestritten hat, oft recht weit vorn gelegen. Als Garant für den Podestplatz nannte Weitekamp das hohe vereins- und bürgerschaftliche Engagement. »Wir werden so weitermachen«, deutete sie auch für die Zukunft Fürstenberger Beteiligungen an.
Zu den Siegern des Dorfwettbewerbs »Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft« gehören auf Rang vier auch Lichtenau, Scharmede und Siddinghausen (jeweils 700) Euro, auf den nächsten Plätzen Ahden, Schwaney, Schwelle und Wewelsburg (je 400 Euro) sowie Hegensdorf, Kleinenberg, Mantinghausen, Verlar und Weiberg (je 250 Euro).
Der Sonderpreis (1000 Euro) der Sparkasse Paderborn und der Stadtsparkasse Delbrück geht ins Winterfestspiele-Dorf Harth. Die Renovierung eines denkmalgeschützten Querdeelenhauses in Siddinghausen belohnen die Volksbanken des Kreises Paderborn nochmals mit 1000 Euro.
Die Bank für Kirche und Caritas honoriert mit 1000 Euro Sonderpreis Lichtenau für eine Tageseinrichtung von Caritas, Diakonie und Kommune zur Betreuung von alten und behinderten Menschen.

Artikel vom 10.09.2005