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Wenn »Werther's Echte«
zum Kunstwerk werden

2. Skulpturenpfad lädt seit Samstag zum Bummeln ein

Werther (dh). Die grüne Mühlenwiese, mittendrin ein gläserner Bumerang. Was man tut, kommt zurück. Das ist nicht nur im Sport so. Auch die Natur schlägt für das zurück, was der Mensch ihm antut. Hinter Kunst steckt eine Botschaft - so wie bei dieser Skulptur von Georg Michael Gausling aus Marienfeld. Seit Samstag steckt Werther voller Botschaften - der zweite Skulpturenpfad ist eröffnet.
27 Künstler aus der Region stellen in der Freiluft-Galerie zwischen Stadtpark und Haus Werther etwa 45 Arbeiten aus. Eine Woche lang, umsonst und draußen, hauchen sie dem »verschlafenen Landstädtchen«, wie Irene Below in ihrer Eröffnung liebevoll sagte, Leben ein. Und das kommt nicht von ungefähr, sondern von der Ateliergemeinschaft LAIF, deren Name wie »Life«, das englische Wort für »Leben« klinge. Unterstützt wird die Kunstaktion vom Heimatverein Werther.
Das Aufstellen von Skulpturen unter freiem Himmel habe in Werther eine Tradition seit Böckstiegel seinen »Bauernjungen« im öffentlichen Raum installiert habe, erklärte Below. Werther habe nicht nur ein »wunderschönes Gelände« für den Skulpurenpfad, sagte sie. »Es würde sich in Werther auch lohnen, wenn Künstler zeitspezifische Werke extra für die Ausstellung anfertigen würden«, forderte sie auf, die Aktion weiter zu etablieren und zu professionalisieren.
Drei Funktionen hätten die Arbeiten, so die Kunstexpertin: Sie zeigten »Guck' mal, was ich kann!«, ermöglichten Wahrnehmungsveränderungen durch ihren Standort im öffentlichen Raum und reflektierten kritisch die Welt. So wie das »Lieblingsstück« von Astrid Konradt-Bock (LAIF): Die Bielefelderin hat im Stadtpark neun uniforme Kleider auf einer Wäscheleine installiert. Nur eines hat eine andere Form und Farbe. »Ich möchte dokumentieren, wie sehr wir uns ähneln, bedingt durch die Mode. Nur wenige Menschen brechen aus.«
So unterschiedlich das Alter der Künstler (26 bis 75 Jahre), so unterschiedlich sind auch ihre Werke: »Geballtes Glück« stellt Klaus Kobusch (Bielefeld) in Form von zu Kugeln zusammengeschweißten Hufeisen dar, andere lassen Holz und Stein gemeinsam zur »Illusion« werden, bauen die Welt von Fred Feuerstein nach oder geben - so wie Jörg Spätig aus Halle - »Werthers Echten« ein Geschlecht und ein neues Gesicht. Die Skulptur »Kunst-Stoff« von Lore Henke-Bleikamp (LAIF) kritisiert beispielsweise die »Künstlichkeit« des Menschen durch plastische Chirurgie.
»Es ist schön, dass eine Stadt wie Werther, die nur einen kleinen Kulturetat hat, durch ehrenamtliches Engagement so ein tolles Kulturereignis zustande bekommt«, lobte Bürgermeisterin Marion Weike, die sich freute, dass auch so viele Auswärtige auf den Spuren des Skulpturenpfades wandeln. Sie hoffe, dass die Aktion zur Tradition werde.
Eine Premiere hingegen ist die Verleihung des »Kunstpreises Werther« im Rahmen der Finissage am Sonntag, 18. September, um 15 Uhr im Haus Werther. Bis dahin sind die Arbeiten in der Freiluft-Galerie ausgestellt.

Artikel vom 12.09.2005