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Friseure gegen Ich-AGs und
für modernes Arbeitsrecht

Unternehmer-Gespräch mit FDP-Kandidat Frank Schäffler

Vlotho (VZ). Der FDP-Bundestagskandidat Frank Schäffler (Herford) hat für den Fall eines Wahlsieges von Union und FDP umgehende Schritte zum Bürokratieabbau und rasche Arbeitsmarktreformen angekündigt. Für eine wirtschaftliche Neuorientierung sei vor allem eine Stärkung des Handwerks unerlässlich, sagte Schäffler am Freitag in einem Unternehmer-Gespräch mit Olaf Kraußlach, Landesinnungsmeister der Friseure, und Jürgen Groß, stellvertretender Obermeister der Herforder Friseur-Innung, in Vlotho.

In dem Meinungsaustausch zeigten sich der liberale Politiker und die Handwerksvertreter einig, dass durch ein modernes Arbeitsrecht Einstellungshürden beseitigt und den Betrieben größere Entscheidungsspielräume gegeben werden müssen. Kraußlach: »Es muss möglich sein, in Stoßzeiten mehr zu arbeiten.«
Dass die Bundesagentur für Arbeit lediglich die Arbeitslosigkeit in Deutschland verwalte, sei ein Skandal und nicht länger hinnehmbar, erklärte Schäffler. An der Rückbesinnung auf die »Vermittlung als Kernaufgabe« führe kein Weg vorbei. Mit der FDP werde es in Regierungsverantwortung keine neuen Ich-AGs mehr geben.
Kraußlach verwies darauf, das die »Ich-AGs« den Wettbewerb verzerren und vor allem keine Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen. Nach seiner Darstellung hat gerade das deutsche Friseur-Handwerk im Jahr 2004 mit einem Plus von vier Prozent bei den neuen Lehrverträgen einen »wichtigen Beitrag zum nationalen Ausbildungspakt geleistet«. Mit rund 250 000 Beschäftigten und 40 000 Auszubildenden gehöre die Branche zu den personalstärksten Handwerksberufen, ergänzte Jürgen Groß. Auch im laufenden Jahr werde es bei den Neuverträgen wieder stabile Zahlen geben. Im Vlothoer Betrieb Kraußlach, der von Susanne Kordes geführt wird, sind derzeit drei Mitarbeiter und zwei Lehrlinge beschäftigt. Schäffler dankte den Handwerksmeistern für das große Ausbildungs-Engagement und rief dazu auf, auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zusätzliche Lehrstellen anzubieten.
Der von der Union geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer, mit der eine Senkung der Lohnnebenkosten finanziert werden soll, erteilten die Gesprächspartner unisono eine Absage. Stattdessen forderte Kraußlach eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Friseurdienstleistungen: »Dies führt zu Umsatzsteigerungen und Mehrbeschäftigung.«
Von den politisch Verantwortlichen wünsche er sich, dass diese nicht nur in Wahlkampfzeiten vor Ort präsent sind, betonte Kraußlach und forderte Schäffler auf, falls er in den Bundestag einziehe, einen ständigen Dialog mit der heimischen Wirtschaft zu führen. Um das Vertrauen der Bürger in die Politik zu stärken, sollte »weniger versprochen und mehr gehalten werden«.

Artikel vom 12.09.2005