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Am Bahnhof geht
auch weiterhin
die Angst um

Kritik an Sicherheitsstandards

Salzkotten (WV). Die Umgestaltung des Salzkottener Bahnhofs ist beschlossene Sache, bald fällt der Startschuss für den Umbau zu einem barrierefreien Zugang. Der Fahrgastverband Pro Bahn macht sich schon jetzt Gedanken über die Zeit nach der Fertigstellung.

Nach Ansicht von Rainer Wester und Björn Brake stünden den dann guten baulichen Bedingungen noch immer Menschen gegenüber, die das Bahnhofsumfeld meiden. »Viele Bürger sorgen sich, dass der Neubau am Sicherheitsempfinden nichts ändern wird«, so Pro Bahn-Sprecher Rainer Wester. Außerdem berichteten Bahnreisende den Vertretern des Fahrgastverbandes immer wieder von einem hohen Aggressionspotenzial bestimmter Personengruppen am Salzkottener Bahnhof.
Doch die Kooperationsbereitschaft der Bürger, diese Personen zu melden, werde oft schon im Keim erstickt. »Einerseits weiß niemand genau, wer wo zuständig ist«, bemängelt Wester, »und andererseits greifen die angebotenen Mechanismen nur bedingt.«
Bestes Beispiel sei die Notruftaste neben den belagerten Sitzbänken. Mit den wenig Vertrauen erweckenden Zeitgenossen im Nacken würden nur noch die Mutigsten ihre Bedrohungslage schildern. Auch die nahe Telefonzelle ebne noch nicht den Weg zur schnellen Hilfe. »Für zwölf Cent in der Minute erhält man dort subjektive Sicherheit aus der Ferne«, so die Pro Bahn Sprecher. Warum die Bundespolizei, die für die Sicherheit auf Bahnhöfen verantwortlich sei, eine kostenpflichtige Nummer habe, sei nicht zu verstehen. »Verbunden wird man über die beworbene Hotline mit dem Polizeiamt in Köln«, weiß Björn Brake und findet, dass dies »doch ein bisschen sehr weit von Salzkotten weg« sei. Die nächsten Ansprechpartner in Bielefeld und Paderborn ließen sich nur über das (am Bahnhof nicht vorhandene) Telefonbuch ermitteln.
Überhaupt gliedere sich die Station sicherheitstechnisch wohl in fest abgegrenzten Zonen. Während die Bahnanlagen fest in den Händen der Bundespolizei lägen, sehe sich die örtliche Polizei für das Umfeld zuständig. Versuchen könne man es aber auch noch beim Ordnungsamt der Stadt Salzkotten, das mit gewissen Befugnissen ausgestattet sei.
»Anwohner haben uns schon gefragt, wen sie eigentlich im Falle eines Falles anrufen sollen«, so Wester weiter und regt an, Zuständigkeiten vor Ort auszuhängen und Patenschaften zu bilden. Schließlich könnten die Beamten nicht immer vor Ort sein. Auch wenn sich keine Patentlösung finden lasse, wünscht sich Pro Bahn eine Projektgruppe unter Federführung der Stadt Salzkotten, die sich um die Frage der Sicherheit kümmern solle.
Dabei böte sich auch an, gemeinsam mit Nutzern und Anwohnern im Dialog konkrete Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. »Nicht zuletzt auch, um die Polizei zu entlasten«, so Wester. Pro Bahn Hellweg/Hochstift habe diesen Plan bereits dem Bürgermeister zugeleitet.

Artikel vom 12.09.2005