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»Vielfalt ist erwünscht«

Plattdeutsch aus dem Mühlenkreis präsentiert sich

Moderator Gerd-Heinrich Niemeyer moderierte die Gesprächsrunde mit Wilhelm Dullweber, Reinhold Husemann, Jürgen Hahn, Annette Meier-Topp, Otto Kindermann und Günter Grube.

Rahden (hek). Die Vielfalt des Plattdeutschen bedeute »keine Behinderung oder Beeinträchtigung«, sondern stelle eine »Bereicherung« dar, betonte Kreisheimatpfleger Dr. Gerhard Franke. Am Donnerstagabend begaben sich die Gäste im evangelischen Gemeindehaus in Rahden auf eine plattdeutsche »Sprachreise«. Arne Bense und Sebastian Beermann aus Osnabrück sorgten mit Gitarre, Gesang und Violine für musikalische Begleitung.
»Die Vielfalt des Plattdeutschen ist offiziell erwünscht«, sagte Franke. Bestrebungen, sich auf eine einheitliche Version zu einigen, habe man verworfen. Die Herausforderung bestehe darin, auch junge Generationen für die ursprüngliche Originalität des Plattdeutschen zu begeistern. Die Entdeckungsreise »Plattdeutsch« begann und endete im Nordwesten des Mühlenkreises. Im Raum Rahden/Stemwede werde immer noch »ungewöhnlich viel und vielfältig Platt gesprochen«, so Franke. Elfriede Sudbrink berichtete von ihren Erinnerungen »ut de Kinnertiet«. »Wo Schwalben nisten, da wohnt das Glück«, zitierte die Hobbyautorin. Fritz Langhorst aus Pr. Ströhen begab sich auf die Spuren des rohen Gesellen »Hackelbarg«. Wer ihn und sein Pferd am Weihnachtsabend mit Brot und Heu versorge, dürfe sich sicher sein, dass sein Hof floriere. Die Stemwederin Lotti Rossa, Gerd-Heinrich Niemeyer aus Stockhausen und Lore Wehking aus Todtenhausen priesen die gute alte Zeit und Mundart: Die Sommerstimmung unter dem »Appelboum«, im Backofen angewärmte »Holsken« im Winter und eine Plauderei »up Platt«, »gemütlicher könnĂ• dat net sien«.
Karl Kleffmann und sein Enkel Jan überzeugten in einem aufgeweckt, frechen Sketch: Für die Matheaufgaben, die sein Opa für ihn - eher schlecht als recht - erledigt hat, habe er noch nicht nachsitzen müssen. Der Lehrer habe gemeint, niemand müsse für die Dummheit anderer büßen. Stolz preist sich der Enkel mit seiner »guten Tat«: Nur weil er dem Pastor den Hund hinterhergejagt habe, sei dieser noch rechtzeitig zum Bus gekommen. Daniel Bredemeier von den »Quesenköppen Petershagen« bewies, dass »Kabarett« auch »up Platt« geht: Mit Selbstironie und einer Messerspitze Sarkasmus gewürzt, verglich Bredemeier Entwicklungs- und Industrieländer.
Nachdenklich stimmte Willy Lindemann mit »Worümme mott dat sein?«. Der Dielinger fragte nach dem Sinn der Kriegsführung und verwies auf eigene Verluste. Darüber hinaus steuerten Martin Mielke aus Levern, der Gestringer Karl-Friedrich Hüsemann, »Kiepenkerl« Heinz Steinmann aus Frotheim sowie die Varlerin Annette Meier-Topp lustige bis nachdenkliche Erzählungen bei.

Artikel vom 10.09.2005