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Strom und Wärme aus Holz

Startschuss für in Deutschland einmalige Holz-Pyrolyse-Anlage

Von Hanne Reimer (Text und Foto)
Fürstenberg (WV). Der hohe Ölpreis ärgert nicht nur Autofahrer, und auch das Gas wird immer teurer. Zeit, sich auf einen Energieträger zu besinnen, den schon unsere Vorfahren genutzt haben: Holz hat Zukunft, davon sind Hubertus Nolte, Geschäftsführer der Bürener Land Energie GmbH, und seine Mitstreiter überzeugt.

Auf Gut Wohlbedacht bei Fürstenberg gaben sie gestern den Startschuss für ein in Deutschland so bisher einmaliges Projekt: eine Holz-Pyrolyse-Anlage. Zwar heizen viele Betriebe und auch einige Privathaushalte mittlerweile mit Holzhackschnitzeln, neu ist aber die Technik, mit der aus dem klein gehäckselten Holz nicht nur Wärme (360 Kilowattstunden), sondern auch Strom (220 Kilowattstunden) entsteht.
Weitere Besonderheit: Bei der Maschine, die bereits im November in Betrieb gehen soll, handelt es sich um eine dezentrale Anlage, die ganz auf kurze Wege setzt. Verheizt wird Holz aus der Umgebung, die Wärme wird unter anderem genutzt, um das Gut Wohlbedacht zu heizen. Dort befinden sich die Verwaltungssitze verschiedener Firmen, darunter neben der Bürener Land Energie auch der Forstdienstleister Pro Forst. Der erzeugte Strom wird nach den Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ins Netz eingespeist.
Der Bau der Anlage kostet eine Million Euro. 270 000 Euro steuert das Land Nordrhein-Westfalen bei; das Energie- und Wirtschaftsministerium fördert das Projekt als Pilotanlage. Um das Vorhaben auf die Beine zu stellen, ist die 2001 gegründete Bürener Land Energie GmbH, die unter anderem auch die Holzhackschnitzelanlage der Gärtnerei Meise in Fürstenberg betreibt, zudem um 14 neue Gesellschafter erweitert worden.
Zu den ursprünglichen vier Gesellschaftern, der Firma Pro Forst, dem Maschinenring Paderborn, der für Marketing zuständigen Waldhaus GmbH und Heizungsbauer Manfred Veith GmbH, sind nun noch Vertreter der Land- und Forstwirtschaft hinzu gekommen. Mit im Boot ist auch der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW). Die Rest-Finanzierung übernimmt die Volksbank Paderborn-Höxter.
Ein Bild von dem Projekt machte sich gestern CDU-Bundestagsabgeordneter Gerhard Wächter. Ihm gab Hubertus Nolte am Rande der Veranstaltung seine ablehnende Haltung zum Nationalpark Senne-Egge mit auf den Weg: Man dürfte den Wald nicht romantisch verklären. Denn neben seiner Erholungsfunktion bedeute er auch Arbeit und Versorgung für die Zukunft, eben das tägliche Brot für viele Menschen.

Artikel vom 09.09.2005