09.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Museumsbienen sind
friedlich und fleißig

Friedhelm Vogt versorgt in Sandforth zwei Völker

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen-Brockhagen (WB). »Früher gab es auf jedem Hof Bienen. Honig war damals die einzige Süßstoffquelle«, berichtet Friedhelm Vogt. Jetzt hingegen sei vielerorts sogar eine Unterversorgung an Bienen zu beobachten. Am Museum Sandforth, wo man die alten bäuerlichen Traditionen pflegt, hat der Imker deshalb zwei Völker angesiedelt.

Die beiden Völker mit jeweils etwa 40 000 bis 50 000 Bienen bestäuben die vielfältigen Pflanzen der Umgebung und liefern, je nach Blüte, verschiedene Honigsorten. Um den Bienen eine zusätzliche Nahrung anzubieten, haben die Sandforther Museumsfreunde auf ihrem Acker auch den lange blühenden Buchweizen angebaut.
Im Gebüsch etwas hinter dem Museum stehen die beiden Bienenkästen, die aus vier abnehmbaren Etagen bestehen, den so genannten Zargen. In den beiden unteren befinden sich die Bruträume, in den beiden oberen die Honigräume. Dort bauen die Bienen in Holzrahmen ihre Waben, die sich so für den Imker leicht entfernen lassen. »Bei den wilden Völkern werden die Waben kreuz und quer gebaut«, erläutert Friedhelm Vogt, der Lehrer an der Gerhard-Hauptmann-Schule war und dort Günther Didzuneit von den Museumsfreunden kennen lernte.
20 so genannte Speckwaben, also vollständig gefüllte Honigwaben, konnte Friedhelm Vogt beim Abschleudern Anfang August den beiden Museums-Völkern entlocken. »Soviel habe ich sonst noch nie gehabt«, kann der »Herr« über insgesamt 15 Völker es eigentlich selbst kaum fassen, dass seine Bienen trotz des durchwachsenen Sommers offensichtlich so fleißig gewesen sind. Den Buchweizen haben sie beflogen, den Weißklee, wahrscheinlich Linden, Raps und die Brombeeren. Im Anschluss daran sammeln sie dann für Waldhonig. Der ist eigentlich ein »tierisches« Produkt, was kaum jemand weiß. Die Bienen verwerten dazu nämlich die süßen, zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse, die auf Eichen und Fichten sitzen.
Vom Ertrag seiner beiden fleißigen Sandforther Bienenvölker kann Friedhelm Vogt jeweils bis zu 40 Kilogramm Honig gewinnen. Aber nicht nur wegen dieser guten Arbeit schätzt Vogt diese Bienen -Êsie sind auch nicht so aggressiv wie andere. Ob diese guten Gene weitergegeben werden, das ist auch immer ein wenig Glückssache, denn mit welchen Drohnen sich die Jungköniginnen bei ihrem berühmten Begattungstanz paaren, das lässt sich schließlich nicht kontrollieren.
Wenn Haselnuss und Weidenkätzchen im Frühjahr blühen, dann beginnt die Honigsaison mit dem so genannten Reinigungsflug. Das Brutgeschäft startet, und damit auch das Wabenbauen und Honig einlagern. Im Mai sind aus 15 000 Bienen im Winter wieder 40 000 pro Volk geworden. Mitte Juli geht die Saison so langsam zuende. Schließlich werden die Drohnen herausgedrängt -Êihr Todesurteil. Doch mit ihrer Stamm-Mutter, einer gesunden Königin, ist der Fortbestand gesichert.
Gefährlich werden können den Bienen auch Milben. Mit vorsichtiger Gabe von Ameisensäure tötet Friedhelm Vogt diese Schädlinge, die die Brut befallen, ab. In diesem Jahr nimmt ihre Anzahl aber keine bedrohlichen Ausmaße an.
Bei schönstem Spätsommerwetter Êbekommen die beiden Bienenvölker jetzt im September ihre letzte Zufütterung aus Zuckersirup, dann sind sie im Herbst und Winter auf sich gestellt, leben zusätzlich von der »Beute«, die sie heranschaffen, haben von Oktober an aber auch keine Brut mehr im Kasten, die es zu versorgen gilt. Bis zum nächsten JahrÉ

Artikel vom 09.09.2005